Gottes Verherrlichung und Segen für Abraham

Abraham hatte seinen Glauben an Gott schon früher zu verschiedenen Gelegenheiten unter Beweis gestellt. Doch nun ehrte Gott ihn dadurch, dass Er seinen Glauben auf eine einmalige, noch nie da gewesene Weise erprobte, um ihm dadurch ein bleibendes Denkmal zu setzen. Dabei ist bemerkenswert, dass Gott diese Prüfung nicht durch Lebensumstände herbeiführte, die Er in seiner Vorsehung geschehen ließ, sondern dadurch, dass Er Abraham einen direkten Auftrag gab.

Warum aber diese Prüfung? Was war ihr Zweck? Gottes Absicht war es, sich durch den unerschütterlichen Glauben Abrahams zu verherrlichen. Durch diese Glaubensprüfung Abrahams wurde Gott in bis dahin ungekannter Weise verherrlicht, und zwar als Gott, der auch aus den Toten aufzuerwecken vermag. Abraham „urteilte, dass Gott auch aus den Toten aufzuerwecken vermag“ (Heb 11,19). Ohne sich auf ein gleichartiges übernatürliches Eingreifen Gottes in der Vergangenheit berufen zu können – Gott hatte bis dahin noch nie seine Auferweckungskraft unter Beweis gestellt –, rechnete Abrahams Glaube fest damit, dass Gott Isaak aus den Toten wiederbringen würde. Er stützte sich dabei im Glauben auf die untrüglichen Verheißungen und Zusagen Gottes in Bezug auf seinen Sohn.

Abrahams glaubensvoller Blick war nicht auf Isaak, den Sohn der Verheißung, gerichtet, sondern auf Gott selbst, den Geber und die Quelle jeder Verheißung. Welche Freude muss es für Gott gewesen sein, den Glauben Abrahams zu sehen, wie er sich über die Umstände erhob, nicht auf Menschen blickte, sondern sich allein auf Ihn stützte! Wie sehr wurde Gott dadurch verherrlicht! Solch einen Glauben konnte und wird Er nicht unbelohnt lassen! Nach bestandener Glaubensprüfung wurde Abraham reichlich gesegnet, wie die Verse gegen Ende des Kapitels zeigen.

Rechtfertigung aus Werken

Doch neben der Verherrlichung seines Namens und der Bewährung unseres Glaubens hat Gott mit Prüfungen zuweilen noch weitere Absichten. Hätte Gott Abraham nicht erprobt und hätte Abraham die Prüfung nicht durch Gauben bestanden, dann hätten wir nie gewusst, was für ein Mann des Glaubens er war. Nur dadurch, dass Gott seinen Glauben auf diese außergewöhnliche Weise erprobte, wurde für jeden ersichtlich, wie groß und unerschütterlich sein Glaube war. Durch dieses „Werk des Glaubens“ war es Abraham möglich, seinen Glauben und seine Gottesfurcht unter Beweis zu stellen. Gott hat den Glaubensgehorsam Abrahams in seinem Wort festgehalten, um dadurch unzählige Generationen von Gläubigen zu ermuntern und zu unterweisen.

Abraham war, wie gesagt, bereits ein Gläubiger, als Gott ihm diese Prüfung sandte, aber sie gab ihm die besondere Gelegenheit, seinen Glauben unter Beweis zu stellen. Jakobus bezeichnet dies in seinem Brief als Rechtfertigung aus Werken und führt dazu gerade die Glaubenstat Abrahams in 1. Mose 22 als Beispiel an (Jak 2,21.24). Dabei geht es Jakobus nicht um die Rechtfertigung vor Gott, die allein aus Glauben ist (Röm 3,28), sondern um die Rechtfertigung vor Menschen. Durch die Glaubenstat in 1. Mose 22 zeigte Abraham seinen Glauben und erwies sich dadurch vor Menschen als Gerechter. Gott schenkt auch uns immer wieder Gelegenheiten, unseren Glauben unter Beweis zu stellen und Ihn dadurch zu verherrlichen!

Bereitwilligkeit zum Gehorsam

„Und er sprach zu ihm: Abraham! Und Abraham sprach: Hier bin ich!“ (1. Mo 22,1)

Abraham war bereit und sofort zur Stelle, als Gott ihn rief. Er sprach: Hier bin ich! Diese Antwort zeigt, dass er in Gemeinschaft mit Gott lebte, in seiner unmittelbaren Nähe. So wie die Prüfung bereit war für Abraham, war auch Abraham bereit für die Prüfung. Ist er uns darin nicht ein Vorbild?

Dieses „Hier bin ich“ lässt uns aber auch an einen Größeren als Abraham denken. In Jesaja 6,8 hören wir den Herr Jesus prophetisch sagen: „Hier bin ich, sende mich.“ Im Gegensatz zu jedem anderen Diener Gottes waren seine Bereitwilligkeit, sein Gehorsam und seine Hingabe vollkommen. Nichts und niemand konnten Ihn von seinem Weg des Gehorsams abbringen. Er war bereit, in der Fülle der Zeit Mensch zu werden und als Mensch zu leiden und zu sterben!