Wir haben Maria bereits in Lukas 10 zu den Füßen des Herrn gesehen, wie sie ihm den ersten Platz gibt um als Lernende von ihm zu empfangen.

Die nun vor uns stehende Begebenheit spielt sich wieder in Bethanien, dem Dorf „der Maria und ihrer Schwester Martha“ ab. Gerade diese beiden Schwestern, die den Herrn so liebten, mussten erfahren, wie ihr Bruder Lazarus (Bedeutung: „Gott hat geholfen/hilft“) schwer krank wurde. Die Situation bewegte sie dazu dem Herrn eine Botschaft überbringen zu lassen: „Herr, siehe, der, den du lieb hast, ist krank.“ Wir dürfen in diesen Worten Herzen sehen, die nicht auf sich selbst und ihre Liebe zu dem Herrn, sondern auf den Herrn und seine Liebe zu ihnen aufbauen. Und in der Tat lesen wir: „Jesus aber liebte Martha und ihre Schwester und Lazarus“ (V.5). Und dennoch wartete der Herr noch zwei Tage bis er nach Bethanien geht. Menschliche Liebe wäre sicherlich sofort gegangen und menschliche Besonnenheit und Vorsicht wäre wahrscheinlich gar nicht gegangen, denn erst kürzlich hatten die Juden in Judäa versucht den Herrn zu steinigen (V.7–9; vgl. Joh 10,31). Doch der Herr Jesus, der stets die Verherrlichung Gottes im Sinn hatte, wartete noch zwei Tage. Und so kommt es, dass Lazarus stirbt und bereits vier Tage im Grab ist, als der Herr Jesus in Bethanien ankam.

So ist es auch in unserem Leben, dass wir „in mancherlei Prüfungen“ fallen. Ungewollt und plötzlich kommen Tod, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Widerstand im Evangelium oder viele andere Schwierigkeiten auf uns zu. Diese Situationen, die für uns oft Leiden bedeuten und ein Anlass zu Traurigkeit sind (Heb 12,11; 1. Pet 1,6), dürfen und müssen wir aus der Hand Gottes annehmen. Gerade weil wir Söhne sind beschäftigt sich der Vater mit uns. Prüfungen in unserem Leben sind also in gewisser Weise etwas völlig normales. Das Ziel Gotte mit uns ist, dass wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden (Heb 12,10) und durch praktischen Frieden und Gerechtigkeit gekennzeichnet werden (Heb 12,11). Er möchte, dass wir zu seinem Wegen ein „ja“ finden und inneren Frieden und Ruhe besitzen. Wenn wir dieses Ziel anschauen, dann ist das, auch wenn die Prüfungen an sich kein Grund der Freude sind (Heb 12,11), doch ein Grund uns zu freuen (vgl. Jak 1,2; 1. Pet 1,6). Gott, der treu ist, wird es dabei nicht zulassen, dass wir über unser Vermögen, d.h. über das was wir ertragen können, geprüft werden, sondern wird mit der Prüfung auch einen Ausgang schaffen, so dass wir sie ertragen können (vgl. 1. Kor 10,13). Freilich hat Gott seine eigenen Wege und seine eigene Zeit und handelt nicht immer so wie wir uns das vorstellen. Er möchte gerne, dass wir in den Prüfungen ausharren, bis er mit uns an das Ziel gekommen ist. Unser Ausharren soll ein vollkommenes Werk haben, und das ist dann der Fall, wenn wir bis zum Ende der Prüfung aushalten (vgl. Jak 1,4).