8. Die Vollkommenheit seiner Empfindungen
„Sein Leib, ein Kunstwerk aus Elfenbein, bedeckt mit Saphiren.“
Der Leib von Elfenbein spricht von makelloser Schönheit und Würde. Zweifellos ist Elfenbein eins der kostbarsten Baumaterialien überhaupt. Der Thron Salomos war aus Elfenbein mit Gold überzogen. Kann es für uns etwas Kostbareres geben, als etwas von der moralischen Schönheit des Herrn Jesus zu kennen. Und wenn der Leib das Innere eines Menschen umschließt, dann zeigt sich seine Schönheit und Würde gerade in seinen innersten Empfindungen. Wir stehen wie vor einem Kunstwerk, wo man mal etwas länger und genauer hinsehen muss, um alle Details zu erkennen. Es beeindruckt uns schon sein vollkommenes Handeln und Reden. Aber wenn er uns Blicke in sein Herz gewährt, dann sind wir überwältigt.
Wie sehr hat er innerlich mitempfunden, wenn er die Leiden und Krankheiten der Menschen heilte. Er hat unsere Schmerzen auf sich geladen und in all unserer Bedrängnis war er bedrängt (Jes 63,9). Er war innerlich bewegt über die Volksmengen, die wie Schafe ohne Hirten waren und gleichzeitig war sein Innerstes bewegt, als er an die Totenbahre des einzigen Sohns dieser Witwe trat und zu ihr sagte: „Weine nicht!“ Wie hat es sein Innerstes getroffen als er die Folgen der Sünde um sich her sah und als sich dann der ganze Hohn und Spott des Menschen über ihn ergoss. Wie hat es seine vollkommen reinen Gefühle verletzt, als man ihn unbekleidet am Kreuz der gaffenden Menschenmenge aussetzte. Und wieviel mehr haben die Schläge des göttlichen Gerichts sein Inneres getroffen, sodass er prophetisch klagte, dass Gott die Söhne seines Köchers in seine Nieren eindringen ließ (Klgl 3,13).
Und doch war das Gesetz im Inneren seines Herzens (Ps 40,9). Selbst als er wegen unserer Sünden in die Gottesferne gehen musste und rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, sagte er in seinem Inneren doch im selben Moment: „Doch du bist heilig“ (Ps 22,2+4). Er rechtfertigte Gott völlig in seinem Zorn über die Sünde. Welch ein duftender Wohlgeruch ging von diesen „Eingeweiden des Brandopfers“ hervor.
Doch noch weitere Saphire finden wir in diesem Kunstwerk. Es sind zu viele, um sie alle aufzuzählen. Wir wollen uns darauf beschränken, an die Freude seines Herzens zu denken, die aus dem Bewusstsein hervorkam, die volle Zustimmung seines Vaters zu genießen und an die Vorfreude, von ihm nach vollbrachten Werk begrüßt zu werden. Und ebenso an das Verlangen nach uns, den Seinen. Wenn Paulus das allersehnlichste Verlangen zum Ausdruck bringen wollte, die Geschwister in Philippi wiederzusehen, dann drückte er das mit den Worten aus: „Wie ich mich nach euch allen sehne mit dem Herzen Christi Jesu“ (Phil 1,8). Es gibt keine größere Sehnsucht als die des Herzens Christi Jesu nach den Seinen. „Nach mir ist sein Verlangen“, konnte auch die Braut im Hohenlied sagen (Hld 7,11). „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien“ (Joh 17,24). Kannst Du das verstehen?