Wie ist Prediger 12,1–6 zu erklären?
Sie bitten uns um eine Erklärung von Prediger 12. Des beschränkten Raumes wegen kann dies hier nur kurz geschehen, und es ist fraglich, ob wir in der Erklärung immer das Richtige treffen. Jedenfalls haben wir eine poetische Schilderung des Greisenalters in bildlichen Ausdrücken vor uns.
Vers 2: Verfinsterung von Sonne und Mond und Sterne und schnell wiederkehrende Wolken deuten wohl die Geneigtheit des Alters an, alles schwarz zu sehen und schwer zu nehmen, leicht sorgenvoll zu sein. –
Vers 3: „Hüter des Hauses zittern“, das sind die zitternden Hände; „starke Männer“ die Beine; „die Müllerinnen“ die Zähne; „die Fenster“ die Augen. –
Vers 4: „Türen zur Straße“ Ohren. Andere sehen darin die zusammengepressten Lippen des zahnlosen Mundes beim Kauen und bringen damit noch „das Geräusch der Mühle“ in Verbindung, welches aber wohl eher mit dem schweren Gehör zu tun hat. – Weiter: Er (der Greis) steht auf, „bei der Stimme des Vogels“; dies bezieht sich auf die kurzen Nächte, den meistens geringen Schlaf der Alten. „Gedämpft werden alle Töchter des Gesangs“: Die klangvolle Stimme und das Singen hört auf.
Vers 5: „Der Mandelbaum steht in der Blüte“, das Haupt wird weiß; „die Heuschrecke schleppt sich hin“, der Gang mit wankenden, schlotternden Knien; „die Kaper ist wirkungslos“, kein Mittel weckt die Esslust; „die Klagenden ziehen umher“, der Todestag mit seiner Trauer naht.
Vers 6: Verschiedene Bilder, um die Auflösung des Lebens zu zeigen: „silberne Schnur“ vielleicht der Lebensfaden (einige denken an das Nervensystem); „die goldene Schale“, vielleicht Blutzirkulation. „Der Eimer“ ist der Leib; „Rad an der Zisterne“, die Schöpfwelle, ist wohl das Herz. –
Sie sehen, dass der Auslegung hier Spielraum gelassen werden muss, wie das bei der Erklärung dichterischer Bilder gewöhnlich der Fall ist. Glücklicherweise handelt es sich jedoch dabei nicht um wichtige Wahrheiten.