Deine Gemeinschaft mit Christen

Lieber gläubiger Freund,

Ich möchte dir jetzt noch aufs Herz schreiben, wie wichtig die Gemeinschaft mit Christen ist. Vieles, was schon zu den alten Verbindungen und Freundschaften gesagt wurde, würde auch hierhin passen, aber Wiederholung ist nicht nötig. Es genügt, zu sagen, dass der beste Weg, sich von alten Verbindungen fernzuhalten, darin besteht, die neuen zu knüpfen und zu pflegen.

David sagte: „den Bösen will ich nicht kennen. …Meine Augen werden gerichtet sein auf die Treuen im Lande“ (Ps 101,4–6). Und darin war er zweifellos ein Vorbild auf den Herrn Jesus Christus. Das Böse meiden und das Gute fördern, das war immer seine Weise, und dann sollte es auch unsere sein.

Auch im Leben Moses fand besonders die Tatsache Erwähnung, dass er im fortgeschrittenen Alter mit ungeteiltem Herzen sein Los mit dem des verachteten Volkes Gottes verband. Er „wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben“ (Heb 11,25).

Denke nicht, dass Christen vollkommen wären, denn dann wird dir eine große Enttäuschung bevorstehen. Sie sind es nicht, sind weit davon entfernt, aber du wirst bei ihnen eine Wärme und eine Liebe finden, die du nirgends in der Welt findest. Halte dich zu ihnen, und wenn sie deinen Erwartungen nicht entsprechen oder mit deinen Vorstellungen nicht übereinstimmen, dann halte dich weiter zu ihnen. Selbst wenn sie dir die kalte Schulter zeigen, dann erwidere das Kompliment, indem du ihnen ein warmes Herz gibst, und du wirst bald dein Kapital mit Zinsen zurückbekommen.

Im Allgemeinen steht die Sache genau anders herum. Ich habe schon von vielen gehört, dass ihre Mitgeschwister so kalt sind, dass sie nach dem Zusammenkommen nie mit ihnen ins Gespräch kommen. Bei näherer Untersuchung stelle ich fast immer fest, dass genau die, die sich darüber beklagen, dafür bekannt sind, gleich nach Ende der Stunde aufzuspringen und davonstürzen, ohne dass irgendjemand die Chance hat, ihnen freundlich die Hand zu geben. Sie sind kalt, nicht ihre Mitgeschwister. Ein häufiges Krankheitssymptom ist, dass einer sich über Kälte beschwert, wenn es noch recht warm ist.

Die Gemeinschaft von Christen zu meiden ist ein frühes Symptom geistlicher Krankheit. Wenn Herdenbesitzer oder deren Hirten ein Schaf sehen, dass abseits der Herde steht, dann schließen sie sofort darauf, dass es krank ist. Wenn alles gesund ist, bleibt die Herde zusammen. Hüte dich davor, einsam zu schmollen. Es sind die Nachzügler, die eine leichte Beute des listigen Feindes werden.

Vielleicht wünschst du dir eine praktische Antwort auf die Frage, wo du hingehen sollst, weil du siehst, dass die Christen, und auch die echten, leider in viele kleinere und größere Gruppen zertrennt sind, die an unterschiedlichen Orten zusammenkommen.

Mein Rat lautet: Lass dich vom Wort Gottes leiten.

Aber bedenke, dass es nicht darum geht, was du wünschst oder was deine Eltern getan haben. Die Frage kann einzig und allein durch Gottes Wort entschieden werden. Hier hast du also eine solche Gelegenheit, wo du unter Gebet die Schrift untersuchen solltest.

Sei kein Wandervogel, oder, wie man es heute nennt, ein „Freelancer“. Ein solcher Weg zeigt nur zu deutlich, dass man keine Grundsätze hat. Bleibe besser solange wo du bist, wie das Wort Gottes und ein gutes Gewissen und aufrichtige Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus es dir gebieten.