Davids erweist Hanun Güte (2. Sam 10) 

David hatte einem Sohn des feindlichen Sauls Güte erwiesen (2. Sam 9). Jetzt erweist er Güte jemanden, der nicht zum Volk Gottes gehört (allerdings war das jemand, der ihm selbst Güte erwiesen hat). In seinem Handeln weist David auf Gott selbst hin, der Gnade und Güte sowohl den Nahen als auch den Fernen erweist (Eph 2).

Das ist die eine Seite der Betrachtungsweise. Es gibt aber auch noch eine andere. David war der König Israels – war es da recht, den Feinden Güte zu erweisen (siehe 5. Mo 23,6)? Hätte er nicht besser gekämpft, als „Freundschaft mit der Welt“ zu suchen? Diese Freundschaft funktionierte auch nicht: David wird eine üble Absicht unterstellt und seine Knechte werden verhöhnt.

Natürlich sollen Christen allen Menschen Güte erweisen. Auch den Feinden. Aber wir sollen mit den Menschen der Welt keine Freundschaft schließen (Jak 4). Wenn wir es doch versuchen, dann werden wir wie David Erfahrungen machen, die nicht immer angenehm sind.

David ist also einerseits ein Bild von Gott in seiner Güte, andererseits ist er auch das Bild eines Gläubigen, der die Gunst der Welt sucht. Vielleicht mag es überraschen, zwei so verschiedene Blickwinkel haben zu wollen. Aber war es bei Jona nicht genauso? Er zeigt uns einerseits einen ungehorsamen Diener und ist andererseits ein Bild des Herrn Jesus Christus, der drei Tage und Nächte im Herzen der Erde war. Gottes Wort ist eben reich und außerordentlich vielschichtig.