Deswegen traten zur selben Zeit chaldäische Männer herzu, die die Juden anzeigten. Sie hoben an und sprachen zum König Nebukadnezar: O König, lebe ewig! Du, o König, hast den Befehl gegeben, dass jedermann, der den Klang des Horns, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und der Sackpfeife, und aller Art von Musik hört, niederfallen und das goldene Bild anbeten solle; und wer nicht niederfalle und anbete, der solle in den brennenden Feuerofen geworfen werden..“ (Vers 8–11)

Dieser Abschnitt beginnt mit einem deswegen. Worauf bezieht es sich? Vers 7 hatte damit geendet, dass alle Völker beim Klang der Musik niedergefallen waren und das Bild angebetet hatten – bis auf diese drei Juden. Wir lernen daraus, dass es nie ein Maßstab für Richtigkeit eines Handelns ist, wie viele dabei mitmachen! Immer wenn etwas zwischen unser Gewissen und Gott tritt, müssen wir Gott treu sein. Die drei Freunde kannten ganz einfach Gottes Wort und hielten sich an das erste und das zweite Gebot aus 2. Mo 20,3+4. Das war ihnen genug Motivation, einfach dem Befehl nicht zu gehorchen. Wenn wir Gottes Willen klar und deutlich in Seinem Wort finden können, brauchen wir nicht darum zu beten, wie wir uns verhalten sollen, dann sollten wir einfach nur danach handeln.

Die drei Freunde leisten ihren Widerstand dem Befehl des Königs gegenüber nicht in einer spektakulären Form. Als Beamte sind sie wohl zu der Einweihung des Bildes eingeladen gewesen (Dan 2,49 + 2,3) und dieser Einladung wohl auch gefolgt, aber sie haben sich vor dem Bild nicht gebeugt. Sie unterschieden also sehr wohl, wie weit sie dem Befehl des Königs noch Gehorsam leisten mussten, und wo sie an eine Grenze kamen, die sie in Widerspruch zu Gottes Wort bringen würde. Aus Vers 12 können wir dann sehen, dass diese Grenze für sie immer dann erreicht war, wenn es um die fremden Götter Babels ging; und es war eine grundsätzliche Haltung bei ihnen, diese Göttern nicht zu dienen. Und dann veranstalten sie keine Demonstration, sie verfassen keine Petition, sie betreiben keine Öffentlichkeitsarbeit – sie machen einfach nicht mit und sind sie dann dabei von ihren Anklägern beobachtet worden. Und wenn es dann später darauf ankommt, zeugen sie auch treu von ihrem Gott.

Wohl ohne es zu wollen sprechen die chaldäischen Männer in den Versen 8 und 12 den drei Freunden Daniels ein schönes Zeugnis aus. Sie nennen sie zwar mit ihren neuen babylonischen Namen, aber sie zeigen die Juden an und sprechen von jüdischen Männern. In Kapitel 1 hatten wir gesehen, dass sie um jeden Preis umerzogen werden sollten, um aus ihnen Chaldäer zu machen. Aber sie waren Abgesonderte für ihren Gott geblieben und hatten sich nicht unterkriegen lassen, und das erweckte den Hass dieser Chaldäer. Sie waren ein Stein des Anstoßes und ein Dorn im Fleisch dieses babylonischen Reiches geblieben. Bisher hatten wir übrigens immer gesehen, dass Daniel voranging, aber jetzt finden wir bestätigt, dass diese drei Männer aus dem gleichen Holz geschnitzt waren, dass sie die gleiche Treue hatten. Sie waren keine bloßen Mitläufer gewesen, wie Lot es in seinen Tagen gewesen war.

Der Ausdruck, das hier mit anzeigen übersetzt wird, bedeutet eigentlich jemandes Stücke essen, verleumden, verklagen. Es wird auch später im Blick auf Daniel gebraucht (Dan 6,25). So einen Hass hatten sie gegen diese Juden, dass sie sie am liebsten aufgefressen hätten. Diese jüdischen Männer waren Abgesonderte unter diesem Volk geblieben, hatten sich in ihrem gesamten Verhalten nicht dem babylonischen Ritus angepasst. Sie wurden wegen ihrer Treue angezeigt, nicht wegen falschem Tun (1. Pet 4,15+16).

Diese wenigen treuen Juden sind in der Fremde mit aller Macht der Verführung ausgesetzt:

  • Kap 1 hatte die Verführung durch die kulturelle Welt gezeigt,

  • Kap 2 hatte die Verführung mehr durch die politische Welt gezeigt,

  • Kap 3 zeigt jetzt die Verführung durch die religiöse Welt;

in all diesen Verführungen bleiben sie treu. Es sind nur wenige, aber sie bleiben ihrem Gott wirklich treu, egal in welcher Färbung die Verführung kommt. Und sie stehen hier gewissermaßen für das ganze Volk. Wenn ihre Ankläger von den Juden sprechen, meinen sie in Wirklichkeit nur diese drei Männer. Gott sieht es zu allen Zeiten so, dass diejenigen, die in Treue Sein Wort bewahren, die wahren Repräsentanten Seines Volkes sind.

Von Joseph wird gesagt, dass er der Abgesonderte unter seinen Brüdern war (1. Mo 49,26; 5. Mo 33,16). Offensichtlich hatten sich die meisten der Juden angepasst, nur Daniel und diese drei Freunde nicht. So war es auch während der Verbotszeit, wo viele in den Bund gegangen sind. Und wer es nicht getan hatte, musste Schmach von den eigenen Glaubensgeschwistern erfahren. Damals haben Brüder zu Brüdern gesagt: „Euch kriegen wir auch noch“! Wir sollten uns bewusst sein, dass es auch in unseren heutigen Tagen insgesamt dunkler werden wird, deshalb sollten wir innerlich enger zusammenrücken und mit mehr praktischer Bruderliebe untereinander verbunden den Weg gehen, um uns in unserem Glauben gegenseitig zu stärken und in gegenseitiger Wertschätzung und Unterstützung dem gemeinsamen Ziel entgegenzugehen.

Nun sind jüdische Männer da, die du über die Verwaltung der Landschaft Babel bestellt hast: Sadrach, Mesach und Abednego; diese Männer, o König, achten nicht auf dich. Deinen Göttern dienen sie nicht, und das goldene Bild, das du aufgerichtet hast, beten sie nicht an“ (Vers 12)

Die Ankläger wiederholen in Vers 10+11 sowohl den ausdrücklichen Befehl des Königs als auch die angedrohte Strafe, aber sie machen es in Vers 12 durch die wiederholte persönliche Ansprache zu einer unmittelbaren Sache zwischen dem König und den drei Freunden: „du hast sie …bestellt“; „auf dich achten sie nicht“; „deinen Göttern dienen sie nicht“; „das Bild, das du aufgerichtet hast, beten sie nicht an“. Sie wollen ihn damit darauf hinweisen, dass er als Person und König von ihnen missachtet würde, dass seine Religion von ihnen abgelehnt würde. Mit dieser Verschärfung der Anklage wollen sie sicherstellen, dass an diesen drei Freunden die angedrohte Strafe auch vollzogen würde. Allerdings war der erste Vorwurf, sie würden den König selbst nicht achten, eine gemeine Lüge. In ihrer Verantwortung in Vers 18 gehen die drei Freunde dann auch nur auf den zweiten und dritten Vorwurf ein und bestätigen treu ihre entschiedene Haltung diesen fremden Göttern gegenüber.

In Daniel 1 hatten wir gefunden, dass sie die Tafelkost des Königs nicht gegessen hatten, dann finden wir hier, dass sie grundsätzlich den fremden Göttern nicht gedient hatten, und jetzt kam noch trotz der Strafandrohung des Feuerofens ihre Weigerung, dieses goldene Bild anzubeten. Sie hatten in den ersten beiden Fällen Standhaftigkeit bewiesen und den Geboten Gottes gehorcht, und als dann drittens dieses königliche Gebot zur Anbetung des Bildes kam, haben sie wieder gehorcht. Es gab kein stufenweises Nachgeben bei ihnen. Wenn wir das nämlich tun, werden wir die Kraft verlieren, bei der nächsten Versuchung, die gegen Gottes Gedanken ist, erneut standhaft zu bleiben! Wir müssen in den kleinen Dingen Gott gehorchen und treu sein, dann werden wir auch die Kraft haben, in weiteren Glaubenserprobungen gehorsam zu sein. Möchten wir uns auch darin diese drei jungen Männer zum Vorbild für unser eigenes Glaubensleben nehmen!