Propheten gesucht!

„Eifert aber …, dass ihr weissagt“ (1. Kor 14,1).

Ob der Sohn Gottes zu den Volksmengen predigte oder mit Einzelnen redete – alles geschah unter der Leitung des Geistes. In der Synagoge in Nazareth weissagte Er, indem Er genau das passende Wort für den Augenblick vor die Herzen der Zuhörer stellte. Die Anwesenden wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorkamen (vgl. Lk 4,18–22).

Doch sein Weissagen bestand nicht nur in ermunternden, sondern oft auch in ermahnenden Worten. Nachdem die Herzenszustände der Zuhörer in der Synagoge offenbar wurden, sagte Er: „In Wahrheit aber sage ich euch: Viele Witwen waren in den Tagen Elias in Israel, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate verschlossen war, so dass eine große Hungersnot über das ganze Land kam; und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt als nur nach Sarepta im Gebiet von Sidon zu einer Frau, einer Witwe“ (Lk 4,25.26). Durch diese Weissagung stellte Er die Juden in das Licht Gottes, woraufhin sie, rasend vor Wut, Ihn zur Stadt hinausstoßen und den Berg hinabstürzen wollen.

Seine Worte waren Geist und Leben – allezeit in Gnade, aber auch mit Salz gewürzt. Er hatte keine Angst davor, unter der Leitung des Geistes die Wahrheit zu predigen und auf die Gewissen zu legen, denn Er war frei von Menschenfurcht. Weil Er auf Gott vertraute, wurde Er von Ihm in Sicherheit gesetzt (vgl. Lk 4,29.30; Spr 29,25).

Wie ist das bei uns heute? Leitung des Geistes und Weissagung sind Dinge, die jeden Tag geschehen können und nicht auf besondere Dienste oder Zeitpunkte beschränkt sind. Wer nicht im Alltag lernt, sich vom Geist leiten zu lassen, der wird wohl kaum plötzlich auf Knopfdruck in Versammlungsstunden oder bei öffentlichen Diensten damit rechnen können, geleitet sein.

Paulus schreibt: „Den Geist löscht nicht aus; Weissagungen verachtet nicht; prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1. Thes 5,19–21). Wir löschen das Wirken des Geistes in den Zusammenkünften aus, wenn wir z.B. nicht in Ruhe auf den Herrn und die Leitung des Geistes warten und stattdessen dem Eigenwillen Raum geben! Wie oft kommt es vor, dass jemand schnell aufspringt, aus Angst davor, dass ein anderer vor ihm aufstehen könnte. Oder wie häufig passiert es, dass jemand nur deshalb predigt, weil er eine Stille von fünf oder zehn Minuten nicht ertragen kann.

Jemand hat im Blick auf den Dienst der Weissagung sehr treffend gesagt: „Gestern war Unwissenheit die vorherrschende Sünde, und deswegen waren Lehrer nötig. Heute haben wir es oft mit der Stumpfheit des Gewissens zu tun – dafür ist die Stimme eines Propheten notwendig … Eine Wahrheit zu ergreifen und von der Wahrheit ergriffen zu sein, sind zwei ganz verschiedene Dinge. Sollten wir nicht zu Gott schreien um wahre Propheten, Männer von gottseligem Wandel, die begabt sind, ernst, eindringlich und ohne Rücksicht auf den eigenen Ruf zu sprechen? … Niemand sage, dass die Liebe die Ausübung einer solchen Gabe verbiete. Die Liebe ruft danach.“

Betest du dafür, dass Weissagung geschieht? Eiferst du danach, selbst zu weissagen? Bist du bereit, von Glaubensgeschwistern verachtet und abgelehnt zu werden, wenn du den Eindruck hast, dass der Geist dich dazu leitet, Missstände offen beim Namen nennen?