Die Gnade triumphiert

„… nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war“ (1. Kor 15,10).

Gott gibt uns Kraft und Gnade nicht auf Vorrat, sondern immer nur so, wie wir sie im Moment gerade nötig haben. Warum tut Er das? Um uns in Abhängigkeit von Ihm zu halten! Die Jünger, die dem Herrn damals folgten, waren täglich auf Seine Gnade angewiesen. Sie empfingen von Ihm „Gnade um Gnade“ (Joh 1,16) – d.h., eine Gnade löste die andere ab. Auch für uns heute gilt: „Wie deine Tage, so deine Kraft!“ (5. Mo 33,25).

Wenn wir durch gelebte Abhängigkeit in dem wahren Weinstock bleiben, dann werden wir erleben, wie Er stets das für uns bereithält, was wir gerade brauchen. In Ihm zu bleiben bedeutet auch, das in Anspruch zu nehmen, was Er uns geben möchte. Paulus schreibt den Ephesern: „Im Übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“ (Eph 6,10). Der gleiche Apostel fordert Timotheus auf: „Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist“ (2. Tim 2,1).

Die Gnade, die in dem Herrn Jesus erschienen ist, ist das Motiv für wahre Jüngerschaft. Je tiefer unser Bewusstsein dieser Gnade und unser Vertrauen in diese Gnade sind, desto mehr werden wir unser Leben in Gottes Hand legen und danach verlangen, in Abhängigkeit von Ihm zu leben. Das ist ein Wachstumsprozess. Deshalb fordert Petrus die Gläubigen dazu auf, in der Gnade zu wachsen (s. 2. Pet 3,18). Im Buch Hesekiel finden wir diese Wahrheit in Verbindung mit dem „Fluss der Gnade“, der aus dem Tempel hervorströmt, sehr schön illustriert (s. Hes 47,3–6).

Bei unserer Bekehrung sind wir erstmalig mit dem Fluss der Gnade Gottes in Berührung gekommen. Wie Paulus schreibt: „Denn durch die Gnade seid ihr errettet“ (Eph 2,8). Ein Kind Gottes, das in der Gnade steht (s. 1. Pet 5,12), erlebt, wie die Gnade Gottes auf dem Glaubensweg trägt. Die Israeliten haben im Vorbild ebenfalls erlebt, dass ihre Füße trotz 40-jähriger Wüstenreise nicht geschwollen sind (s. 5. Mo 8,4). Gott trägt durch – Wasser bis zu den Knöcheln.

Doch wenn wir dem Herrn konsequent nachfolgen, müssen auch wir mit Leiden und Verfolgungen rechnen (s. Joh 15,20). Da kann es schon einmal passieren, dass wir Angst haben, müde werden und wankende Knie bekommen (s. Jes 35,3). Gerade für solche Zeiten steht uns der Zugang zum Thron der Gnade offen, wo Gott uns „Gnade zu rechtzeitiger Hilfe“ geben möchte (Heb 4,16) – Wasser bis an die Knie.

Wenn wir dem Herrn dienen wollen, muss unser Selbstvertrauen gebrochen werden. Jakob wurde erst, nachdem Gott ihm die Hüfte (ein Bild der natürlichen Kraft) ausrenkte, zu „Israel“ – einem „Kämpfer Gottes“. Selbst Paulus stand in der Gefahr, stolz und dadurch unbrauchbar im Dienst für den Herrn zu werden. Deshalb sorgte Gott durch einen „Dorn für das Fleisch“ (2. Kor 12,7) bei dem Apostel dafür, dass Sein Diener lernte, sich ganz auf Seine Gnade zu stützen. Auf diese Weise erlebte er, dass Gottes Kraft über seine Schwachheit triumphierte. Diese Erfahrung können auch wir machen – Wasser bis an die Hüften.

Doch das Wachstum in der Gnade geht noch weiter: Gott möchte, dass wir das Ruder ganz aus der Hand geben und uns im Glauben rückhaltlos auf Ihn, den „Gott aller Gnade“ (1. Pet 5,10), werfen. Keinen Grund mehr unter den Füßen zu haben bedeutet, völlig von der Gnade abhängig zu sein – Wasser zum Schwimmen.

Bist du bereit, zu lernen, nicht mehr auf eigenen Füßen zu stehen, sondern wirklich ganz von der Gnade getragen zu sein und darin zu „schwimmen“? Das ist das Ziel der Wege Gottes mit uns! Das bedeutet konkret, dass der Strom die Richtung vorgibt und nicht mehr du selbst. Doch das kann nur Wirklichkeit werden, wenn du in völliger Hingabe deinem Herrn nachfolgst und dein eigenes Leben aufgibst. Willst du so weit gehen?

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