„Durch Glauben kam Rahab, die Hure, nicht mit den Ungläubigen um, da sie die Kundschafter in Frieden aufgenommen hatte“ (Heb 11,30).

Jericho, die Stadt in den schönen Ebenen des Jordan, war wirklich eine „duftende Stadt“. Es war eine Stadt von gewaltiger Stärke an einem Ort überragender Schönheit. Es ist ein Bild von dieser Welt, die durch das Wort Gottes zum Gericht bestimmt ist. Christus wird mit seinen Heiligen vom Himmel kommen, er wird die Starken überwältigen und die Fundamente dieser Welt umstürzen, und danach wird er sein Reich und seine Regierung aufrichten. Es wird nicht nur das momentane System dieser Welt zerstört werden, sondern der Gott dieser Welt wird während der Regierung Christi in den Abgrund gefangen und eingesperrt (Offenbarung 20, 1–3).

Die ersten Christen verkündeten fortwährend das Kommen Christi und die Rechte seines Reiches. Dieses Zeugnis tat seine Wirkung an den Gewissen der Menschen. Aufrichtiges Zeugnis von Gottes Gerichten versetzt den Unvorbereiteten immer in Schrecken. In unseren Tagen haben die Erwartungen der Ankunft Christi im Gericht über diese Erde und sein kommendes Reich, wenn er regieren wird, einen zu geringen Platz in dem Zeugnis der Christen. Wir reden nicht von der bloßen Kenntnis der Lehre über das Kommen Christi, die keine Kraft hat, Seelen zu bewegen. Es hat Gott gefallen, dass fast 2000 Jahre vorübergehen sollten, und dass das lange vorhergesagte Gericht immer noch zögert, und das Reich Christi noch nicht in Kraft auf der Erde aufgerichtet ist. Dafür gibt es zwei Gründe: es ist der Wille Gottes, dass einerseits sein Volk praktisch lernen soll, was diese Welt ist, sowohl als Wüste als auch als Kampfplatz, und dass sich andererseits bestimmte Merkmale in dieser Welt ausprägen sollen.

40 Jahre mussten für Israel vergehen, damit sie Wüstenlektionen lernten, doch in den Absichten Gottes waren diese 40 Jahren sozusagen nur ein Schritt von Ägypten nach Kanaan, denn bei ihm sind 1000 Jahre wie ein Tag. Die Wüste kam als ein Test dazwischen, um das Volk zu erproben; und so erproben Wüstenerfahrungen Gottes Volk auch heute. Gottes Absicht für seine Heiligen ist Herrlichkeit mit Christus und Herrschen mit Christus. Folglich streckt sich der Glaube nach der Herrlichkeit und dem Reich aus und erwartet es. Der Glaube weiß, dass die Herrschaft dieser Welt umgestürzt werden muss und dass Christus regieren wird, und erwartet in der Kraft des Geistes Gottes die kommenden Gerichte und die Aufrichtung des Reiches, während er die Lektionen des Lebens lernt.

In den Ratschlüssen Gottes müssen die Wege der Welt ihre Entwicklung erreichen, bestimmte Merkmale des Bösen müssen bis zur Vollendung fortschreiten, bevor Christus im Gericht auf die Erde kommt. Da aber das Gericht noch ausbleibt, könnte man sagen, „die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bis hierher noch nicht voll“ (1. Mo 15,16). Doch der Christ soll sein Auge auf den richten, dessen Kommen in die Luft jeden Moment stattfinden kann, während er sich gleichzeitig an der Langmut Gottes erfreut, der durch sein Evangelium dem Sünder noch Barmherzigkeit erweist. Die Entwicklung von Ereignissen ist nicht der Polarstern, an dem der Christ seine Schritte ausrichtet. „Was sagt die Schrift?“, ist sein Leitspruch.

Mit diesen Überlegungen folgen wir den zwei Kundschaftern, die Josua vom Lager in Sittim aussandte, um Jericho auszukundschaften. Die ganzen Begebenheiten im Zusammenhang mit ihrer Mission könnten als verborgenes Werk bezeichnet werden; so wie auch in diesen Tagen ein verborgenes Werk Gottes stattfindet, während der Lauf der Welt für alle Augen sichtbar ist. Vertrauen in das, was Gottes Wort über das Gericht sagt, das bald offenbar wird, ist eine mächtige Kraft für die Arbeit in dem verborgenen Werk, in diesem unserem Jericho Seelen für Gott zu gewinnen.

Die zwei Kundschafter wurden von Gott genau in das Haus in der Stadt geführt, wo sich ein zubereitetes Herz befand. Wer durch Glauben handelt, verschwendet keine Zeit, sondern wird von Gott an die richtigen Plätze und zu den richtigen Personen geführt. Es erschien höchst unwahrscheinlich, in Rahabs Haus Gottesfurcht zu finden, aber Gott macht keine Fehler, und jene von seinen Knechten, die in ihren Wegen durch ihn geleitet werden, verirren sich nicht.

Während wir mit Rahab auf dem Flachdach ihres Hauses stehen (Vers 8) und umher schauen, lernen wir Lektionen für unsere Tage. Beachte den Entwicklungsstand dieser Stadt, ihre neuesten Erfindungen, ihre gewaltigen und hohen Mauern und ihre Tore aus Bronze. Schau die Natur an, seit der Erschaffung der Welt stehen die Berge an ihrer Stelle, seitdem sind die Täler golden von reifendem Getreide, die Berghänge purpurfarben von fruchtbaren Weinstöcken, denn es ist Erntezeit. Wohlfahrt und die Hoffnung auf zunehmende Größe sind im Überfluss vorhanden, die Erwartung der Zukunft erfüllt die Seele. Die Welt denkt nicht daran, dass die Sichel, die in Kürze die Ernte einbringen wird, die Sichel des Gerichts ist!

Der alte Jordan fließt dahin, seine Ufer mit tiefen Wassern überflutet, als wollte er voller Stolz sagen: „Ich bin ein unüberwindbares Hindernis für den herannahenden Feind.“ Die Sonne, die sie anbeten, geht still ihren Lauf, versinkt hinter den Bergen, schüttet ihren reichen Glanz über die duftenden Täler, und die Leute senden ihr Handküsse zu. Die Geschäftigkeit der Stadt, ihr Kommerz und ihr Luxus, das Fleischessen und Weintrinken, Heiraten und Verheiratetwerden, Geburt und Tod, nehmen ihren Lauf wie in früheren Generationen. Für die Spötter der Stadt ist die Kunde von den kommenden Gericht ein altes Märchen geworden; 40 lange Jahre vorher hatten sie oder ihre Väter gehört, wie der HERR die Wasser des Roten Meeres vor dem Volk ausgetrocknet hatte, das jetzt vor ihren Toren stand und ihr Land beanspruchte, doch die Geschichte ist alt, sie haben nichts zu befürchten!

Über das Zeugnis von dem Kommen Christi und seinem Weltreich macht man sich bereits lustig. „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an“ (2. Pet 3,4). Mag sein, doch „wenn Sie sagen: Frieden und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie“ (1. Thes 5,3). Der Spott des Unglaubens und seine zerstörende Wirkung kann nicht geleugnet werden, aber genauso wenig kann die Kraft jenes Zeugnisses über das Kommen Christi und seines Reiches geleugnet werden, das sein Volk vorlebt. Wenn ein Gläubiger in der Kraft des Glaubens durch seine Lebensweise von der Wahrheit des Kommens Christi zeugt, zittern die Menschen. Das Ausleben dessen, was ein Mann glaubt, überzeugt Seelen. Lehrmäßige Intelligenz überzeugt keinen, aber praktisches Verhalten ist unwiderlegbar. „Diese Person hat etwas, was wir nicht haben“, sagen die Menschen von einem, der Christus vorlebt, und ein solches Leben führt ihnen die Ewigkeit vor Augen.

Die zwei Kundschafter waren die Repräsentanten ihrer Erwartungen, sie kamen nicht nach Jericho, um darin zu wohnen, sondern um es auszukundschaften und dann wieder zu verschwinden. Der Christ ist in diese Welt gesandt, um ein Zeugnis für Gott und von dem Kommen Christi und seines Reiches zu sein. Satan kann die Wahrheit nicht zerstören, aber er kann sie der Kraft berauben, wo immer das Zeugnis des Volkes Gottes nur in Worten besteht und die Energie des Glaubens vermissen lässt.

Während die zwei Kundschafter sich mit Rahab unterhielten und ihrer seltsamen Geschichte über verzagte Herzen und entschwundenen Mut wegen der Macht des HERRN zuhörten, kam dem König von Jericho zu Ohren, dass sie in der Stadt waren. Sofort entwickelte sich direkte Feindschaft zwischen ihm und Rahab. Ein Bündnis mit den Feinden ist tollkühn, deshalb muss das Volk Gottes mit der Welt und Satan brechen, und nur wer sich auf die Seite Gottes stellt, ist in Sicherheit. Satan weiß um sein Verderben, er hat die Bibel besser gelesen als die Menschen, er ist kein Ungläubiger. Die Dämonen glauben und zittern (Jak 2,19). Satan weiß, dass das Weltreich Christi sicher kommen wird (Off 11,15), dass er nicht für immer der „Gott dieser Welt“ sein wird (2. Kor 4,4), dass für die Königreiche der Erde schon bald das letzte Stündlein geschlagen hat. Er ist wirklich in der Defensive, und alle seine Angriffe gegen die Wahrheit Gottes zielen darauf, seinen Besitz so lange wie möglich zu wahren.

Die Weisheit des Glaubens wird Satan unweigerlich überlisten. Rahab versteckte die Männer sobald nach ihnen gesucht wurde. Wenn ein Gläubiger Pläne macht, sollte er bedenken, dass Satan ein geschickterer Planer ist als er selbst. Wenn der Gläubige seinem Vater wie ein kleines Kind vertraut, dann ist Satan geschlagen, bevor der Kampf beginnt.

Wegen der Lüge Rahabs, wollen Kritiker die ganze Geschichte infrage stellen. Doch Gott sagt die Wahrheit über ihren Charakter und ihre Wege, so wie überhaupt über alles; es ist der Mensch, der alles verbirgt, was ihn in schlechtem Licht erscheinen lässt. „Durch Glauben kam Rahab, die Hure, nicht mit den Ungläubigen um, da sie die Kundschafter in Frieden aufgenommen hatte“ (Heb 11,31). Ihr Glaube, nicht ihre Falschheit, wird empfohlen. Den Menschen im Orient sagt man nach, dass sie gerne lügen. Damit soll nicht gesagt werden, dass ein nationales Merkmal eine Entschuldigung für Sünde sei; umso schlimmer für die Nation, die so charakterisiert wird. Das Zeugnis des alten Poeten von Kreta besagte, dass Kreter immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche sind. Diesem Zeugnis fügte der Apostel Paulus sein eigenes hinzu, wodurch die Sache mittels der notwendigen zwei Zeugen bestätigt wurde. Damit ist dokumentiert, dass ein Volk aus Lügnern besteht. Sei es nun aus West oder Ost, Lug und Trug sind Gott verhasst. „Weise sie streng zurecht“, hieß das Wort an Titus, aufgrund dieses nationalen Merkmals. Niemand muss denken, das Wort Gottes nehme es nicht so genau mit der Lüge, weil es die Wahrheit über jeden, Rahab eingeschlossen, erzählt.

Doch warum sollten die Ungläubigen der Christenheit von wahren Gläubigen Moral erwarten? Ihr Widerspruch gegen die Echtheit dieses Teils des Wortes Gottes, basierend auf der Lüge Rahabs, offenbart, dass sie daran glauben, dass Gott wahrhaftig ist und Falschheit nicht gutheißen kann, und dass er das ausführen wird, was Er sich vorgenommen hat. Er wird auf jeden Fall Gericht über diese Welt und ihre Untreue und ihre Lügner bringen, wie er es gesagt hat. Rahab hatte genauso wenig das Recht, ihrem König eine Lüge zu erzählen, wie ein Mensch die Freiheit hat, dem Vater der Lüge Lügen zu erzählen. Wäre ihr Glaube an den Herrn größer gewesen, dann hätte sie ihm vertraut und nicht ihrem Betrug. Ein Soldat Christi, der im Namen Christi Lügen erzählt ist schlicht und einfach ein Verräter seines Herrn.

Durch Glauben verstand diese arme Heidin, dass die Tage ihrer Stadt gezählt waren; in Gedanken war sie nicht bei ihren Mitbürgern, sondern bei dem Volk Gottes. In den zwei Kundschaftern erkannte sie Boten des Gottes im Himmel oben und auf der Erde unten, und es war ihre Überzeugung, dass der Herr dem Volk Israel das Land gegeben hatte. „Ich weiß, dass der Herr dies getan hat“, ist die unwiderlegbare Argumentation des Glaubens. Der Glaube weiß, was Gott tun wird, schlicht und einfach weil Gott es gesagt hat. „Ich weiß“, ist eine unerschütterliche Gewissheit im Herzen des Kindes des Glaubens, die dem Unglauben überhaupt keinen Angriffspunkt bietet.

Der Glaube ruht in Gott und handelt gegenüber den Menschen. Das Zeugnis der Kundschafter erfüllte Rahab mit der Gewissheit ihrer eigenen Errettung und mit Eifer um das Leben ihrer ganzen Familie. Sie glaubte, dass das Gericht in Kürze über ihre Stadt hereinbrechen würde, deshalb flehte sie: „Lasst meinen Vater und meine Mutter und meine Brüder und meine Schwestern und alle ihre Angehörigen am Leben und errettet unsere Seelen vom Tod!“

Für die Erfüllung dieses Wunsches suchte sie ein sicheres Zeichen, und die Kundschafter gaben ihr die ernste Zusicherung: „Unsere Seele soll an eurer Statt sterben.“ In ähnlicher Weise können wir dem Wort Gottes vertrauen. Darauf stützen wir uns zu unserem ewigen Wohl. „Gebt mir ein zuverlässiges Zeichen“, ist deine Bitte? Gottes offenbartes Wort ist die Gewissheit für unsere Seelen.

Nachdem sie dieses Versprechen erhalten hatte, gegründet auf das Leben der Kundschafter, ließ sie sie auf einem anderen Weg hinaus (Jak 2,25), indem sie sie an einem Seil durch ihr Fenster hinunter ließ, denn ihr Haus war in der Stadtmauer. Als sie sich nun außerhalb Jerichos befanden, gaben sie ihr das äußere Zeichen – „diese Karmesinschnur“ – und baten sie, die Schnur in ihr Fenster zu binden. Woher kam diese Schnur, von der Kleidung der Kundschafter oder war es die Schnur, an der sie sie hinunter gelassen hatte?

Karmesin ist ein bekanntes Emblem der Königswürde. Rahab band diese leuchtende Farbe in ihr Fenster, im Vertrauen auf ihre eigene Rettung durch das Wort der Kundschafter und in der Hoffnung auf das Kommen ihrer Befreier. Seine unauslöschliche Färbung, die Farbe, die durch Tod entsteht, verkündete das Königreich, denn die karmesinrote Farbe verdankt man dem Tod eines kleinen Geschöpfs, was auf den Tod Christi hindeuten mag, dessen Reich auf der Grundlage seines Sühnungstodes aufgerichtet werden wird. Die Karmesinschnur war das stille Zeichen des Glaubens Rahabs, so wie die Erwartung des Reiches Christi der Hinweis des Christen auf Christus, den Kommenden, sein sollte. Hat jeder von uns seine Karmesinschnur im Fenster? Sieht unser Herr, dass wir, die wir auf sein Blut vertrauen, wirklich auf sein Kommen und seine Herrlichkeit warten?

Ihre Wohnung war in der Stadtmauer, so weit wie möglich vom Stadtzentrum entfernt – der passende Ort für einen Gläubigen, der zwar in der Welt aber nicht von ihr ist. Ihr Haus war der einzige Ort in der ganzen Stadt, wo man Rettung finden konnte – genau das sollte auch die Häuser derer kennzeichnen, die auf das Reich Christi warten. Ihr Fenster war stadtauswärts gerichtet und die Karmesinschnur hing darin – was auch für den Ausblick jedes Hauses gelten sollte, in dem Christus gekannt wird: die Fenster sollten nicht nach der Welt gerichtet sein, sondern nach dem Kommenden. Ihre Tür öffnete sich in Richtung Jericho, um Menschen in Sicherheit zu bringen – eine Lektion für jeden von uns, denn das Haus jedes Gläubigen sollte sozusagen offen dafür sein, Menschen einzuladen, damit sie gesegnet werden. Außerhalb jener Tür war der sichere Tod – eine Warnung für alle. Außerdem band sie die Karmesinschnur ins Fenster als die Kundschafter fortgingen – „jetzt ist die angenehme Zeit“, lautete ihr praktischer Glaube, denn morgen konnte es Vernichtung geben.

Rahab zeigte ihren Glauben durch ihre Werke. Sie nutzte ihre Zeit, um ihre Nächsten und Liebsten, ihre Verwandten und Freunde hereinzubringen. Keiner von ihnen wurde dem Verlorengehen im Gericht überlassen. Durch ihr Überreden brachte sie sie in ihr Haus. Ernste Lektion für solche Christen, die zwar bekennen zu wissen, dass Christus wiederkommt, die sich aber nicht um die Rettung von Sündern bemühen. Ein geeigneter Prüfstein, ob wir glauben, dass das Kommen Christi stattfinden wird, ohne dass wir den Zeitpunkt kennen, ist unser Eifer für die schnellstmögliche Errettung derer, die wir lieben. „Du und dein Haus“, lautet das göttliche Wort, und das Haus eines jeden Gläubigen sollte ein Zentrum des Segens sein. Ist es das nicht, muss das Werk für Christus außerhalb der eigenen Türen in Frage gestellt werden – „versammle sie zu dir ins Haus“. Wenn jemand sagt, er glaube, dass Christus heute wiederkommen kann, aber gleichgültig im Hinblick auf die Errettung von Seelen insbesondere seines eigenen Haushalts und Freundeskreises ist, so möge er über das Wort nachdenken: „Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne die Werke tot“ (Jak 2,26).

Keine Botschaft der Gnade erreichte Jericho, und es steht geschrieben: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt“ (Joh 12,31). Der Welt als solcher sendet Gott kein Evangelium, denn Christus, der zu ihr kam, wurde hinausgeworfen, und er wird zum Gericht vom Himmel wiederkommen. Das Evangelium ist für die „ganze Schöpfung“ in der „ganzen Welt“ (Mk 16,15), aber nicht für die Welt als System. Alle, die glauben, werden von dem Verderben über die gegenwärtige böse Welt befreit, werden vor ihrem Ende bewahrt und von dem kommenden Zorn befreit. Ein falsches Evangelium dreht diese Wahrheit um und ruft aus: „Verbessere die Welt, verbessere die Gesellschaft, bildet die Menschen zur Heiligkeit aus“, und lehnt die Tatsache ab, dass Sünder Rettung aus dieser Welt nötig haben, so wie Rahab aus Jericho.

Möge Gott sein Volk einzeln und gemeinsam zum Glauben an die Erscheinung und Regierung Christi und an das sichere Ende dieser Welt anreizen, dann wird wahrer Ernst im Erretten von Seelen von dem kommenden Zorn daraus hervorgehen! Wo das Bewusstsein der Erscheinung und Regierung Christi von dem Herzen eines Gläubigen Besitz ergriffen hat, da kennt ein solcher als christlicher Kämpfer keine Ruhe. Er muss sich weiter bemühen, weiter arbeiten. Er kann nicht anders als diese letzten kostbaren Momente auszukaufen, die so bald schon vorüber sein werden. Die Nacht ist schon weit vorgerückt und der Morgenstern leuchtet schon in den Herzen der Seinen, „denn noch eine ganz kleine Zeit und „der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben“ (Heb 10,37).

Bei der Rückkehr der zwei Kundschafter ins Lager, brachten sie gute Nachrichten für das Volk Israel mit, jene Art von seelenerweckender Nachricht, die Eifer für Gott hervorruft. Sie sprachen von Siegen, die sie erringen würden: „der Herr hat das ganze Land in unsere Hand gegeben, und auch sind alle Bewohner des Landes vor uns verzagt“ (Jos 2,24). Ihre Herzen waren angesichts des Volkes Israel wie Wachs zerschmolzen. Starker Glaube schafft starke Herzen.

40 Jahre zuvor hatten kleingläubige Kundschafter Entmutigung ins Lager gebracht; sie hatten nach dem geurteilt, was ihre Augen gesehen hatten, und der Unglaube lässt Herzen zerschmelzen. Den wahren Zustand des Volkes des Landes kannten sie nicht. Dieses Geheimnis, das ihnen wegen ihres Murrens und Unglaubens 40 Jahre verborgen war, wurde durch Rahabs Worte gelüftet. Wie verschieden kann doch der Blick zweier Diener des Herrn auf das gleiche Schlachtfeld sein. Einer betrachtet alles als verloren, bevor der Kampf überhaupt begonnen hat, weil er nur Riesen und bis zum Himmel ummauerte Städte sieht; der andere sieht Gott. Der eine fühlt sich wie eine Heuschrecke und flieht vom Feld und infiziert alle, die er trifft, mit der gleichen Angst; der andere ist glaubensstark und entfacht den Mut seiner Brüder. Der eine sieht das Äußere der Mauer der Welt und die eisernen Gesichter ihrer ungläubigen Riesen; der andere sieht in die Herzen der Menschen, die trotz all ihres Geredes, doch bei dem Gedanken an den Tod und das kommende Gericht zittern.

Was für Kundschafter sind wir? Was ist unser Zeugnis?