„Und es geschah am Ende von drei Tagen, da gingen die Vorsteher mitten durchs Lager, und sie geboten dem Volk und sprachen: Sobald ihr die Lade des Bundes des Herrn, eures Gottes, seht, und die Priester, die Leviten, sie tragen, so sollt ihr von eurem Ort aufbrechen und ihr nachfolgen. Doch zwischen euch und ihr soll eine Entfernung von etwa zweitausend Ellen an Maß sein. Ihr sollt ihr nicht nahe kommen, damit ihr den Weg wisst, auf dem ihr gehen sollt; denn ihr seid den Weg früher nicht gezogen. Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der Herr in eurer Mitte Wunder tun. Und Josua sprach zu den Priestern und sagte: Nehmt die Lade des Bundes auf und zieht vor dem Volk hinüber. Und sie nahmen die Lade des Bundes auf und zogen vor dem Volk her. Und der Herr sprach zu Josua: An diesem Tag will ich beginnen, dich in den Augen von ganz Israel groß zu machen, damit sie wissen, dass ich, so wie ich mit Mose gewesen bin, mit dir sein werde“ (Jos 3,2–7)

Die Handlung des Buches beginnt mit der Erzählung, wie Josua sich frühmorgens aufmachte, mit ganz Israel das Lager in Sittim verließ und an das Ufer des Jordan kam. Die Belehrung enthält eine bemerkenswerte Anzahl von Lektionen beginnend mit dem dritten Kapitel und endend mit dem sechsten. Solche göttlichen Belehrungen, wie diese Kapitel enthalten, erfordern Fleiß als erste Voraussetzung in denen, die sie hören. In seiner Energie machte sich Josua morgens auf, ein lebendiger Herzenszustand ist nötig, wenn wir unsere Lektionen in Gnade und Herrlichkeit nicht verpassen wollen. Christen können keine göttlichen Wahrheiten sehen, solange sie schlafen. „Wache auf, der du schläfst, stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten“ (Eph 5,14).

Drei besondere Lektionen stechen in den Versen am Anfang dieses Kapitels hervor. Zunächst musste jedes Auge auf die Bundeslade gerichtet sein. Zweitens musste sich das Volk heiligen. Drittens musste Josua persönlich groß gemacht werden.

Die erste Lektion ist von höchster praktischer Bedeutung. Das einzige Mittel, wodurch Gottes Wege für sein Volk verstanden werden können, ist, die Augen auf Christus, die wahre Bundeslade, gerichtet zu haben. Es gibt keinen anderen Weg, wie die Seele von Gottes Gedanken erfüllt werden kann. Die Obersten gingen durch das Lager mit dem Befehl: „Schaut auf die Bundeslade, lasst Platz zwischen ihr und euch, denn Israel geht einen Weg, den es nie zuvor gegangen ist.“ Jeder wahre Oberste im Volk Gottes, jeder Diener, der von Gott zur Führung beauftragt ist, hat nur diese eine Botschaft: „Sieh auf Christus, richte dein Auge auf Christus. Gib ihm in Ehrfurcht den Vorrang. Folge seiner Führung.“ Wo der Weg ist, ist nicht die Frage. Wo Christus führt, ist wichtig. Gehorsam gegenüber seiner Stimme befreit von 1000 Fragen und Schwierigkeiten, die unseren Fortschritt in göttlichen Dingen behindern.

Israel hatte die Feuersäule, die sie aus Ägypten leitete, und die Bundeslade, die sie in Kanaan einführte. In beiden Fällen mussten sie lediglich der göttlichen Führung folgen, denn sie konnten sich nicht selbst den Weg durch das Wasser bahnen. Anstrengungen, Wege zu bahnen, hindern manche daran, das zu betreten, was Gott bereitet hat. Doch indem man auf Christus blickt, erscheint der Weg des Segens vor den Füßen. Die Schritte des Glaubens sind notwendigerweise immer neu, und nur durch das Hinschauen auf Jesus können wir den Weg wissen, den wir gehen sollen.

In der Wüste war es so, dass das Volk in seinen Zelten blieb, solange die Bundeslade unter ihren Vorhängen weilte; wenn sie weiterzog, folgte es. Und da sie jetzt kurz davor waren, einen Weg zu betreten, der bislang nie betreten worden war, über den sie keine Kenntnis hatten, hatten sie es besonders nötig, die Leitung der Bundeslade zu beachten – „damit sie den Weg wissen, auf dem sie gehen sollen.“

Doch obwohl sie auf die Bundeslade achten sollten, und ihr folgen sollten, sollten sie ihr doch nicht nahe kommen. Sie sollten zwischen sich und ihr einen Abstand von 2000 Ellen lassen. Und auch der Christ muss dem Herrn Jesus Christus immer seinen vollen Platz geben, denn er muss in allem den Vorrang haben (Kol 1,18). Es gibt einen göttlichen Abstand zwischen ihm und seinem Volk. Er ist der Weg, und er hat ihn gemacht. Er ist der Führer, und er führt. Wir lernen die Wege Gottes kennen, wenn wir ihn sehen, und wir betreten ihn, wenn wir ihm folgen. Wenn wir aufeinander schauen, schauen wir nicht auf Jesus. Jedes Auge muss auf ihn gerichtet sein. Hätten die Israeliten keinen Raum zwischen Ihnen und der Bundeslade gelassen, dann hätten die ersten Reihen die Nachfolgenden daran gehindert, sie zu sehen. Wie schön richten hier die Obersten die Augen des Volkes weg von ihrer eigenen Führung hin auf die Führung der Bundeslade. Welch ein herrliches Beispiel für Prediger und Lehrer Christi! Der Christ muss einen ununterbrochenen Blick auf Christus haben, wenn er in den Wegen Gottes wandeln möchte, einen Blick auf Christus selbst und nicht auf Oberste, die zwar vorgeben können, wohin man blicken muss, um Errettung und Segen zu bekommen, die aber weder erretten noch segnen können. „Wer ist denn Paulus, und wer Apollos? Diener, durch die ihr geglaubt hat.“ Nie versperrte der große Apostel dem schwächsten Gläubigen die Sicht, indem er sich selbst zwischen einen solchen Gläubigen und Christus stellte.

Am Roten Meer bahnte Gott den Weg durch den Stab seiner Macht, dort hatte Israel die Wolke der Herrlichkeit hinter sich und den Weg durch das gespaltene Wasser vor sich. Am Jordan machte der Stab der Bundeslade Platz. Die Bundeslade stellt Christus in besonderer Weise als Persönlichkeit dar: ihr Akazienholz seine Menschheit, ihr Gold seine Gottheit, ihr Inhalt (das Gesetz) seine Gerechtigkeit als Mensch. Alles zeugt von ihm persönlich. Das Zeichen zum Aufbruch, ihr einziges Zeichen, war die führende Bundeslade.

„Ihr seid den Weg früher nicht gezogen“ – das trifft was die Erfahrung betrifft auf zahlreiche Gläubige im Hinblick auf ihren Eingang in die himmlischen Örter zu. Wir sagen, was die Erfahrung betrifft, weil tatsächlich alle Gläubigen bereits jetzt in Christus in die himmlischen Örter versetzt sind. Es ist nicht möglich, ein wahrer Christ zu sein, und nicht von Gott in Christus in die himmlischen Örter versetzt zu sein. Doch in der Nachfolge Gottes wird sich der Gläubige praktischerweise oft auf einem unbekannten Weg wieder finden – eine einfache aber ernste Tatsache, die unseren Glauben prüft.

Das nächste Wort an Israel war: „Heiligt euch.“ Ehrfurcht und Feierlichkeit waren die notwendigen Bedingungen, die Wunder des Herrn zu sehen, die er in Kürze vor ihren Augen tun würde. Keine Wahrheit Gottes kann von dem Gläubigen leichtfertig aufgenommen werden, es sei denn zu seinem geistlichen Verlust. Und wenn da nicht diese heilige Furcht des Herrn, unseres Gottes, ist, werden wir im Geist nie wirklich in sein Werk für uns eingehen. Es ist unmöglich auf dem Weg, den der Herr Jesus gemacht hat, im Glauben zu gehen, aber ohne ehrfürchtige Schritte. Doch wie sollen wir uns selbst heiligen? Keine äußerliche Heiligung oder äußerliche Absonderung von jeder Art des Bösen kann genügen. Ein Werk im Herzen, in der Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt, ist nötig. „Das Fleisch nützt nichts.“ Der Geist Gottes ist der, der uns heiligt. Je genauer wir die jüdische, zeremonielle Heiligung betrachten, umso deutlicher werden wir sehen, dass ihre Bilder wahres Wirken an Herz und Gewissen darstellen sollen.

Drittens verhieß der Herr Josua einen Platz der Herrlichkeit in den Augen von ganz Israel, wie er ihn nie vorher gehabt hatte, ein Platz der dem Platz Moses entsprach, als er der von Gott bestimmte Führer des Volkes Gottes war. Das ist für den wahren Gläubigen, der seinen Herrn und Heiland liebt, sehr kostbar. Es ist eine beglückende Sache zu wissen, dass alles das dem Herrn Jesus Christus direkt zur Ehre und Herrlichkeit gereicht, was Gott in Macht gewirkt hat, indem er den Herrn aus den Toten auferweckt hat, und indem er allen, für die er gestorben ist, in ihm, dem Auferstandenen, Leben gegeben hat. Je tiefer die Gläubigen im Herzen erfassen, was Gott getan hat, indem er Christus aus den Toten auferweckt hat, und sie in die himmlischen Örter versetzt hat, umso mehr verherrlichen sie in ihrem Herzen Christus.

Lasst uns Jesus erheben, der uns von der Sünde und von dem Verderben Ägyptens gerettet hat, und der uns als unser Führer Schritt für Schritt durch die Wüste dieser Welt führen wird. Lasst uns ihn auch als den verherrlichen, der er ist, als den aufgefahrenen Sohn des Menschen in der Herrlichkeit. Bevor er nicht als der Josua, der auferstandene und aufgefahrene Herr gekannt ist, wird er im Herzen nicht völlig verherrlicht. Der Herr verhieß, dass Josua groß gemacht werden sollte, bevor der Jordan überquert würde, und Israel anerkannte Josua als den von Gott bestätigten Führer durch den vertrockneten Jordan. Christen kennen Christus als ihren Josua weil er den Tod überwunden hat, und weil er in den Himmel eingegangen ist. Wenn es für den Christen in Bezug auf die Segnungen des Volkes Gottes ein Verlangen gibt, das tiefer ist als alles andere, dann ist es, dass alle Gläubigen ihre Segnungen in dem auferstandenen Christus so kennen und so genießen, dass sie ihn groß machen.