„Und aus seinem Munde geht hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert, damit er damit die Nationen schlage“ (Off 19,15).

Wir nähern uns nun der großen und entscheidenden Schlacht, die eine Folge von Siegen und die Unterjochung des Landes nach sich zieht. Mit dem Bericht über diese Siege endet der erste Teil des Buches Josua.

Der Zusammenschluss der Könige und Nationen gegen Israel, mit dem das neunte Kapitel beginnt, war erfolgreich, solange List angewendet wurde. Er wurde jedoch völlig zerschlagen, als man sich der offenen Kriegführung bediente. Als Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, sah, dass sich Gibeon mit Israel geeinigt hatte, berief er den König von Hebron und die benachbarten Könige, mit ihm gegen jene Stadt hinaufzuziehen, die daraufhin sofort Josua um Hilfe anrief.

Der König von Jerusalem, Adoni-Zedek (“der Herr der Gerechtigkeit“), trug einen ähnlichen Namen wie sein Vorgänger Melchisedek (“König der Gerechtigkeit“), als Jerusalem (“friedevoller Besitz“ oder „Besitz des Friedens“) noch Salem (“Frieden“) hieß. Wie der König der Gerechtigkeit und der König des Friedens (vgl. Heb 7; 1. Mo 14) dem Knecht Gottes, Abraham, mit Brot und Wein entgegenkam, wissen wir. In jenen Tagen war der lebendige Gott in Salem geehrt, und Melchisedek leuchtet als ein helles Vorbild auf Christus, den Priester und König, durch alle Zeitalter hindurch. Auch Hebron, eine der ältesten Zivilisationen in Palästina, hatte in Beziehung zu den Patriarchen gestanden. Doch nun ergeht der erste Ruf zum Kampf gegen Israel an Hebron. Zur Zeit des Zusammenschlusses der Könige, hatten die Nationen Kanaans also die Furcht des Höchsten abgeschüttelt. Sonne und Mond (Baal und Asterot; vgl. Ri 2,13), wurden angebetet, ihre Ungerechtigkeit war voll, ihre Ernte war vergangen und der Sommer vorbei, und der Zorn Gottes stand im Begriff, auf sie zu fallen.

Kein Feind ist so erbittert in seinem Hass gegen Gott, wie der, der einst seinen Namen anerkannte. Als sich das Christentum ausbreitete, waren die Juden die erbittertsten Gegner. Die Wahrheiten, die sie hochhielten, benutzen sie als Waffen gegen das Evangelium des Sohnes Gottes. Sie verdrehten die Worte Moses und der Propheten und kämpften gegen Gott. Das System der Feindschaft des papistischen Roms gegen die Wahrheit der Schriften ist größer als das des heidnischen Roms war; und in Zukunft wird der moderne Unglaube, der sich zu einer abtrünnigen Christenheit entwickelt hat, sich als der heftigste Feind erweisen, den das Wort Gottes je hatte. In diesem bevorstehenden Abfall werden die „Herren der Gerechtigkeit“, die noch die alten Titel und Erinnerungen an einen lange verlorenen Glauben an Gott tragen und über ihren „Besitz des Friedens“ herrschen, die treibenden Kräfte der Feindschaft gegen den Christus Gottes in der Christenheit sein.

Wenn man den schrecklichen Befehl des Herrn an Israel, die Nationen der Kanaaniter zu vernichten, betrachtet, muss man immer die Ungerechtigkeit der Amoriter bedenken. Ihre Tage waren gezählt; sie waren zu böse um am Leben bleiben zu dürfen.

Geht man durch die Schrift und verfolgt die Regierungswege Gottes mit den Menschen, dann sieht man, dass seine lange vorher angedrohten Gerichte schließlich über den Unbußfertigen hereinbrechen. So war es bei den Menschen in den Tagen Noahs, denen Gott 120 Jahre Gelegenheit zur Buße gab; die Flut kam und löschte alle aus. So war es auch bei den Stämmen Israels, die ständig durch die Propheten gewarnt wurden; doch obwohl häufig getadelt, verhärteten sie sich und wurden in die Gefangenschaft verschleppt, sodas bis heute kein Mensch weiß, wohin sie zerstreut wurden. Nachdem die bösen Hände der Juden Christus gebunden und gekreuzigt und umgebracht hatten, sandte er selbst, der Auferstandene und zum Himmel Aufgefahrene, Botschaften an sie, aber sie taten nicht Buße. Deswegen erfüllte sich das schreckliche Wort an ihnen: „Hörend werdet ihr hören und nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen und nicht wahrnehmen“ (Apg 28,26); und die Juden blieben in ihrem freiwilligen Unglauben. So wird es auch in der Zukunft sein: die Nationen, an die sich jetzt das Wort des Heils Gottes richtet, sind weise in ihren eigenen Augen geworden und nicht in der Güte Gottes geblieben, und werden abgeschnitten werden (Röm 11,17–25); und schließlich wird der sich der Zorn Gottes gegenüber den Menschen der abtrünnigen Christenheit offenbaren, die dem Evangelium nicht gehorchen (2. Thes 1,7–10).

Der plötzliche und vollständige Umsturz der Amoriter schien auf jenen Tag hinzuweisen, und auf die plötzliche Vernichtung, die über jene kommen wird, die Friede und Sicherheit rufen, denn „der Tag kommt wie ein Dieb in der Nacht“ (1. Thes 5,2). Das gewaltige Eingreifen des Herrn, der große Hagelsteine vom Himmel herabwarf, scheint ein Hinweis auf die Zeit „der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer“ zu sein, „wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen“ (2. Thes 1,7–8). Israel war nur das Schwert des Herrn: er selbst offenbarte in den großen Steinen, die er auf sie herabwarf, seinen Zorn vom Himmel gegen die Dämonenanbeter und ihre verderblichen Wege.

Als der Herr seine Majestät hineinbrachte als Gott, der Höchste, der Himmel und Erde besitzt – wie schon sein Priester Melchisedek ihn bezeichnet hatte (1. Mo 14,19) – mussten selbst Sonne und Mond dem Befehl seines Knechtes gehorchen, bis die Sünder Kanaans vernichtet waren. Wir müssen nur das Wort Gottes in der Offenbarung lesen, um festzustellen, dass schrecklichere und wunderbarere Gerichte noch über diese Erde kommen werden, und dass die Juden, die dem Christus Gottes den Rücken zugewandt haben, und die christlichen Bekenner, die bereits dasselbe tun, an dem kommenden Tag des Herrn, wie diese Amoriter in früheren Tagen, gezwungen sein werden, die Taumelschale des Herrn zu trinken. Und wer wird an dem großen Tag seines Zorns zu stehen vermögen?

Bis zum 15. Vers unseres Kapitels wird uns ein kurzer Bericht von dem Tag des Sieges gegeben, den wir gerade betrachtet haben. Ab dem 16. Vers bis zum Ende des Kapitels werden Einzelheiten der Eroberung durch Israel berichtet. Das Zitat aus dem Buch Jaschar (das Buch des Rechtschaffenden) endet mit dem 15. Vers und beschreibt zwei große Tatsachen, die beide am Ende des Kapitels wiederholt werden. Die erste große Tatsache ist: „der Herr stritt für Israel“, was den Erfolg des Volkes erklärt. Die zweite Tatsache ist: „und Josua, und ganz Israel mit ihm, kehrte in das Lager nach Gilgal zurück“, was den Schlüssel zu dem untergeordneten Zustand Israels bildet und zeigt, dass der Herr in seiner Macht bei ihnen sein konnte.

Wir schauen uns nun kurz einige Ereignisse während der Eroberung an. Die Macht der fünf Könige wurde plötzlich und vollständig zerbrochen. „Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich habe sie in deine Hand gegeben; kein Mann von ihnen wird vor dir standhalten“, hatte der Herr zu Josua gesagt, der deshalb plötzlich über sie kam. Stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke, griff Israel den Feind an, „und der Herr verwirrte sie vor Israel.“ Glaube an Gott gibt dem Volk Gottes unauslöschliche Energie und Glaubenssiege sind das Ergebnis, wenn Gottes Volk die Vorsätze Gottes ausführt.

Die verbündeten Könige sahen nur das Schwert Israels, doch die Israeliten führten das Schwert auf den Befehl des Herrn. Gott hat ein Werk auszuführen. Er teilt seine Absichten seinem Volk mit, und wenn sie im Glauben handeln, gehorchen sie einfach seinem Wort. Gott führt seine Knechte auf dem Pfad des Gehorsams, gibt ihnen ermutigende Verheißungen, befähigt sie, seinem untrüglichen Wort angesichts scheinbarer Unmöglichkeiten zu vertrauen und als Antwort auf ihren Glauben krönt er dann ihren Gehorsam mit vollständigem Erfolg. Sie konnten zu Recht sagen: „Du hast ja alle unsere Werke für uns vollführt“ (Jes 26,12). Als Josua Sonne und Mond befahl stillzustehen, führte er den Vorsatz Gottes aus, der allmächtig ist und dessen Befehl Sonne und Mond gehorchen. Die Götzendiener mochten Sonnen und Mond (Baal und Asterot) zu Hilfe rufen, doch Gott, der Höchste, würde seinem Volk zeigen, dass die himmlischen Kräfte allein ihm zu Diensten stehen.

Die fünf Könige flohen und versteckten sich in einer Höhle, wo Josua sie gefangen hielt, während das Gericht des Herrn ihre Armeen ereilte. Der Sieg über die kanaanitischen Heere sollte keine halbe Sache bleiben. Erfolg sollte lediglich der Anlass für neuen Eifer sein. In ihrem Eifer für den Herrn verfolgte und schlug Israel bis kein Feind übrig blieb. Das ist der Geist wahrer christlicher Kampfführung: der heutige Vorteil ist nur der Ausgangspunkt für das Fortschreiten zu weiteren Siegen; jeder Erfolg ist, wenn man es recht betrachtet, nur der Anreiz zu weiteren Eroberungen.

Nachdem das Volk gesund und wohlbehalten – in Frieden – nach Makkeda, ihrem vorübergehenden Lager, zurückgekehrt war, ließ Josua die fünf Könige herausbringen und befahl den Anführern der Soldaten, die mit ihm gezogen waren, ihre Füße auf die Hälse dieser Könige zu stellen. Damit brachte er in eindrücklicher Weise die Unterjochung der Macht Kanaans unter das Heer des Herrn zum Ausdruck. Diese Könige, diese Fürsten, diese Herrscher mussten sich vor Israel beugen, und während Josua ihnen diese Tatsache auf die Herzen band, wiederholte er die Aufforderung, die Quelle ihrer Energie gewesen war: „Fürchtet euch nicht und erschrecket nicht, seid stark und mutig! denn so wird der Herr allen euren Feinden tun, wider die ihr streitet.“ Hierin liegt eine deutliche Lektion für den christlichen Kämpfer, der in seinen Siegen eine Bestätigung der sicheren Verheißungen seines Gottes findet, die ihm zu Beginn des Kampfes gemacht wurden, aber auch die Vorwegnahme des endgültigen Siegs über Satan, der kurz bevor steht, denn „der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten“ (Röm 16,20).

So wurden die Könige besiegt und umgebracht, Stadt für Stadt fiel schnell, weil der Herr sie in Israels Hand gab, und dadurch kam der ganze Süden des Landes, Berge, Täler und Quellen in ihren Besitz. „Alle diese Könige und ihr Land nahm Josua auf einmal; denn der Herr, der Gott Israels, stritt für Israel.“ Es war eine große Eroberung „auf einmal“, deren Betrachtung für den christlichen Kämpfer ein Anreiz sein sollte, mehr Glauben und Eifer zu haben und in unbedingtem Gehorsam gegenüber dem Herrn zu handeln.

Eine eindrückliche Lektion gibt uns auch der zweite Sieg über Hebron (Jos 10,23+36). Der König von Hebron war einer von den fünfen, die in Makkeda umgebracht worden waren, doch es war ein neuer König in der Stadt eingesetzt worden. Dieser Regierungsbezirk mit allen seinen Städten und allen Seelen, die darin waren, wurde nun gestürzt. In ihrer schnellen Eroberung hatte Israel nicht die Zeit gehabt, alle Verstecke der Flüchtlinge aufzuspüren, die deshalb zurückkehrten, und das alte Hebron wieder bevölkerten und befestigten. Es musste also erneut erobert werden. Und im christlichen Kampf muss der Siege in gründlicher sein. Es genügt nicht, die Feinde zu zerstreuen, sondern die Festung muss vollständig zerstört werden. Es ist nicht leicht, geistliche Feinde, die verwirrt oder sogar besiegt wurden, auch zu vernichten. Ihre Verstecke müssen aufgespürt werden, andernfalls gewinnt der Feind seine Kraft zurück und nimmt den Kampf mit neu belebter Aktivität wieder auf. Kein Stillsitzen und keine Ruhe ist in diesem Kampf angesagt; es bedarf ständiger geistlicher Energie und Wachsamkeit, sonst müssen die Kämpfe wieder und wieder gefochten werden.

Nach der Schlacht kehrten Josua und ganz Israel in das Lager nach Gilgal zurück. Und Gilgal muss auch immer unser Lager sein, es gibt kein anderes. Dorthin müssen wir nach unseren Siegen zurückkehren. Makkeda mag dazu dienen, die Vernichtung der Macht des Feindes zu bezeugen, doch Gilgal zeugt vom Selbstgericht, von der Anwendung der Macht des Kreuzes Christi auf das, was wir sind.