„Und der Herr, euer Gott, wird sie in eure Hand geben.“ (Jos 8,7).

„Zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen im Geist“ (Eph 6,18).

Solange Israel seine Sünde noch nicht bekannt hatte, blieb sie auch unvergeben und sie hatten folglich keine Kraft, für den Herrn zu kämpfen. Er war nicht mit ihnen, denn die Sünde in ihrem Lager hatte eine Scheidung gemacht zwischen ihnen und ihrem Gott (Jes 59,2). Aber jetzt hatten sie ihre Sünde bekannt und Gott hatte sie weggetan. Manche im Volk Gottes verbringen Monate, nein Jahre ihres Lebens in einem Zustand geistlicher Tatenlosigkeit, mit Herzen wie Wasser und weit entfernt von der Erkenntnis der Gedanken Gottes. Wäre nur ein haarkleiner Spalt in der Telefonleitung zwischen uns und Amerika, dann könnten wir uns mit unseren Freunden in Übersee nicht unterhalten. So trennt die Sünde sein Volk von Gott. Das heißt nicht, dass Gott vergisst, den Seinen gnädig zu sein, oder sie nicht sicher ans Ziel bringt. Aber hier auf der Erde, während dieses Lebens, unterbricht Sünde, die nicht bekannt wurde, die Mitteilung der Gedanken Gottes an uns, und das führt zu der Abwesenheit der Kraft Gottes in uns und daher zu ineffektivem Kampf.

Solange die Gemeinschaft mit Gott unterbrochen ist, fehlt es auch an Mut. Geistlicher Mut ist die Konsequenz von Glaubensvertrauen in Gott, und aktives Glaubensvertrauen ist die Folge von Gemeinschaft mit ihm. Abraham wandelte mit Gott und Gott sagte: „Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will?” Das Handeln des Knechtes Gottes und im Glauben und der errungene Sieg basieren auf den Mittelungen der Gedanken Gottes an den Knecht. Ungläubige Herzen, selbstsichere Geister verursachen Niederlagen im Werk des Herrn. Das Wort des Herrn: „Ich werde nicht mehr mit euch sein”, ist ein ernstes Urteil für den christlichen Kämpfer, und die Niederlage folgt ihm solange, wie das von Gott aufgedeckte Böse nicht weggetan wurde. Der wirklich effektive Kämpfer Christi ist nicht nur ein beständiger und eifriger Arbeiter für Gott, sondern auch ein wahrhaft demütiger und abhängiger Mensch, der mit Gott wandelt. Ist der Christ nicht im richtigen Zustand vor Gott, wird der Geist betrübt, und sein Feuer in der Seele erlischt. Wahre Kraft in einem Gläubigen ist nicht seine eigene Stärke, sondern Die Stärke Gottes in ihm; er ist nu rein Gefäß, das durch den Herrn gefüllt wird. So wie der Herr nicht mit Israel war, so wie er sich von Simson zurückzog, so verlässt er auch heute sein Volk, wenn ihre Wege in seinen Augen böse sind. Er verlässt sie nicht in dem Sinn, dass er sie für ewig verwirft; doch in seinen Regierungswegen verlässt er untreue Knechte, so wie selbst die warmherzigsten Eltern sich von einem Kind solange abwenden, bis es von seinem bösen Weg umkehrt.

Menschen, die einst nützlich für Gott waren, werden manchmal von Gott beiseite gestellt. Sie gehen wie eh und je ans Werk, aber sie erringen keine Siege mehr. Sie versuchen, sich wie Simson zu schütteln, doch die Philister behalten die Oberhand. Die Geschichte von Ai enthüllt den Grund – verborgenes Böses ist im Lager. Dann stehen diese gleichen Knechte erneut auf und werden, nach einer Periode der Niederlage, wieder zu Gefäßen der Kraft bei Gott und den Menschen. Wieder lüftet die Geschichte von Ai das Geheimnis: sie hatten sich vor Gott gedemütigt. So wie er die Ursache ihres Versagens aufgedeckt hatte, so sieht er jetzt auch ihr Selbstgericht und das Hinaustun des Bösen aus ihrer Mitte, und gibt ihnen neuen Mut, vorwärts zu gehen und verheißt ihnen den Sieg.

Nachdem Gott sich von der Glut seines Zorns gegen sein Volk Israel gewandt hat, ermutigt er Josua, voranzugehen, indem er sagt: „Fürchte dich nicht und erschrick nicht! Nimm alles Kriegsvolk mit dir und mache dich auf, ziehe hinauf nach Ai.“ Das sind in der Tat beruhigende Worte Gottes, der seine ersten gnädigen Aufforderungen und Ermunterungen wiederholt und ihnen den Sieg zusichert. Doch wie unterschied sich die Art der Kriegführung von der Weise, wie Israel sich vorgestellt hatte, den „Trümmerhaufen“ Ai zu besiegen. Sie hatten gesagt: „Bemühe nicht das ganze Volk dahin“, der Herr sagt: „Nimm alles Kriegsvolk mit dir.“ Und als sich die Tausende Israels zum Krieg aufmachten, da musste jeder Soldat erkennen, dass man kleine Feinde nicht verharmlosen sollte, denn der Herr allein war die Stärke und der Mut Israels.

Ganz Israel musste sich „dahin bemühen” – manche in den Hinterhalt, manche an die Front – denn wenn wir leichtfertig Fehler begehen und in unserem Dienst willentlich sündigen, dann prägt Gott uns durch Mühe und Arbeit die Lektionen ein, die wir vernachlässigt haben, auch wenn er uns unsere Fehler gezeigt und unsere Wege vergeben hat. Und Israel bemühte sich nicht nur nach Ai, sondern Gott gab ihnen den Sieg auf dem Weg der Demütigung; durch scheinbare Niederlage, durch Flucht vor den Feinden errangen sie die Sieg. Niederlagen und Versagen lehren den Gläubigen, bescheiden zu wandeln. Wer nach einem Fall oder einem Versagen nicht zerschlagenen Geistes ist, hat die Ungerechtigkeit seiner Sünde nicht wirklich bereut. Und Gott kann nicht mit dem Mann sein, der nicht zerschlagenen Geistes ist, „denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer” (Heb 12,29).

Das verborgene Werk, das in einem Herzen mit Gott vorgeht, sieht die Welt nicht. Gottes Wege mit seinem Volk verblüffen jede menschliche Kalkulation. Der Feind rechnet lediglich mit menschlicher Kraft; um die verborgenen Dinge, die auf dem Pfad des Dienstes und Kampfes die Hand Gottes über sein Volk bringen, kümmert sich die Welt nicht. Diesen Grundsatz sehen wir in der Art und Weise wie der König von Ai gegen Israel auszog. Er sah keine Veränderung in ihnen. In seinen Augen war es das gleiche Volk, das noch vor ein, zwei Tagen vor ihm geflohen war. Deshalb dachte er, sie würden genauso leicht in seine Hände fallen wie vorher. Er wusste nicht, dass der Herr in ihrer Mitte war. Er kam heran, aber nur um seinem Untergang und der vollständigen Zerstörung seiner Stadt zu begegnen. Der ausgestreckte Speer Josuas war das Signal für Israel und das Zeichen eines Krieges, der nicht aufhören kann, bis jeder Feind niedergeworfen und vernichtet ist.

Der heidnische König dachte nicht im Traum daran, was das Ergebnis des verborgenen Wirkens Gottes im Lager war, das er durch sein Regierungshandeln und seine Zurechtweisung bewirkt hatte. Israel war ein anderes Volk als noch vor ein paar Tagen. Ihre Hände waren rein und ihr Herz stark. Was der Geist des Stolzes als die Dummheit des Fastens und Betens bezeichnet, war in den Augen des Heiligen wohlangenehm, auch wenn es in den Augen der Menschen nichts als die Erniedrigung des Ichs war. Geistliche Wirkungen sind der Welt unbegreiflich – das Einzige, was sie sieht, sind die Ergebnisse davon. Möge sich das verborgene Wirken Gottes in den Herzen seines Volkes vertiefen und vermehren. Mögen seine Kämpfer mit ihm allein sein im Lager, sich selbst verurteilen und sich von Ungerechtigkeit reinigen, um ihn dann in ihrer Mitte zu erleben und auf sein Gebot dem Sieg entgegenzugehen, während ihre Augen auf den ausgestreckten Speer ihres Führers gerichtet sind.