„Und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen“ (2. Mose 12,13).

Bevor wir über die Überquerung des Jordans nachdenken, erscheint es uns gut, einen kurzen Blick auf die Bilder des Passah und des Roten Meeres zu werfen. Wir sollten nicht vergessen, dass die Überquerung des Jordan derjenigen des Roten Meeres dicht gefolgt wäre, wenn Israels Unglaube nicht gewesen wäre. Die 40 Jahre der Wüstenwanderung waren also ein Einschub des Unglaubens Israels inmitten der Ratschlüsse Gottes für Sie. Die drei Bilder geschahen zu unterschiedlichen Zeiten, aber sie weisen uns alle auf das eine Werk des Herrn Jesus Christus hin, und sollten deshalb zusammen betrachtet werden.

Beim Erlernen göttlicher Wahrheit ist es unmöglich, zwei Schritte auf einmal zu tun. Theorien mögen intellektuell gemeistert werden können, aber die Seele kann keinen Schritt weiter in Gottes Richtung gehen, wenn der Heilige Geist, der in uns wohnt, sie nicht dazu befähigt. Solche Schritte sind wahre Fortschritte, und Gott stärkt uns durch sein Wort, in seinen Wahrheiten voranzuschreiten. Und jede Wahrheit, die mit Gott gelernt wird, ist ein Schritt zu frischer Erkenntnis Gottes in seinem Wort.

Israel erreichte Kanaan erst, nachdem sie den Jordan überquert hatten; und sie erreichten den Jordan erst, nachdem sie die Wüste durchquert hatten; und sie betraten die Wüste erst, nachdem sie das Rote Meer durchquert hatten; und sie durchquerten das Rote Meer erst, nachdem sie Ägypten verlassen hatten. Schritt für Schritt führte Gott sie weiter.

Wir werden diese Schritte kurz anschauen, beginnend mit dem, der sie aus Ägypten herausführte.

Viele Gläubige befinden sich in diesem Augenblick erfahrungsmäßig in Ägypten – d.h. in der Welt als einem Haus der Knechtschaft, sie sehnen sich nach Errettung, und danach, im Geist frei zu sein. Solche befinden sich offensichtlich erfahrungsmäßig nicht in Kanaan, kämpfen nicht die Kämpfe Gottes auf den von ihm bestimmten Kampfplatz in den himmlischen Örtern.

Die Kunde von dem Land Kanaan, das von Milch und Honig fließt, erreichte Israel in ihrer Sklaverei, in ihren Ketten, als sie Leibeigene waren und weder an Freilassung gedacht, noch sich je als das Heer des Herrn betrachtet hatten, das die sieben Nationen besiegen sollte, die das Land Kanaan besaßen und größer und stärker als sie selbst waren.

Die Israeliten waren Sklaven, und die gnädigen Worte des Herrn an sie durch Mose und Aaron in ihrer Bedrängnis waren wie Musik in ihren Ohren. So ist es auch mit der noch herrlicheren Botschaft von immer währender Barmherzigkeit an den Sünder, der unter dem Druck der Knechtschaft liegt. Das Evangelium ist für einen solchen eine unvorstellbar wunderbare Melodie göttlicher Liebe. Gott liebt den Sünder, Gott blickt voll Erbarmen auf ihn, so wie er ist. Ja, „Gott erweist seine Liebe zu uns“, selbst als wir noch Sünder waren, selbst als wir noch Sklaven Satans waren. Die unaussprechliche Güte Gottes, die uns liebte, während wir noch Knechte Satans und Kinder der Eitelkeit dieser Welt waren und seine Gnade, die zu unseren verzweifelten Seelen von Segen und Ruhe sprach, drängen den Geist zu dankbarer und staunender Ehrfurcht vor seinem Namen. Israel neigte das Haupt und betete an als sie von dieser Botschaft hörten. Und das tun auch wir, wenn wir Gottes gute Botschaft für uns hören.

Doch diese Freude darf weder für die ruhevolle Gewissheit der Erlösung noch für das Bewusstsein absoluter Freiheit in Christus von der Sklaverei gehalten werden. Tiefe Traurigkeit folgt häufig solcher Freude. Satan ist nie willig, auch nur einen seiner Sklaven gehen zu lassen. Er versucht, sie mit aller Macht zu halten und das Erleben seiner Macht führt zu Elend, das wie Meereswellen über die Seele rollt. Häufig wird die Macht Satans in einem solchen Ausmaß empfunden, dass es dem Sünder, wenn ihm neue Entfaltungen der Gnade Gottes vorgestellt werden, die noch wunderbarer sind als die, die zuerst vom Himmel zu ihm kamen, wie Israel ergeht als sie „nicht auf Mose hörten vor Kleinmut und wegen des harten Dienstes“ (2. Mo 6,9), statt durch das Wort getröstet zu sein.

Doch für Gott zu leben und für Gott zu kämpfen, während man im Geist noch ein Knecht ist, ist unmöglich. Man kann nicht gleichzeitig ein christlicher Kämpfer sein und die Kämpfe des Herrn kämpfen und unter der Last geistlicher Ketten seufzen, ohne zu wissen, ob man erlöst ist oder nicht. Männer, die „in Elend und Eisen gefesselt“ sind (Ps 107,10), kämpfen nicht für Gott. Geistliche Freiheit ist notwendig für diesen Kampf. Die göttliche Reihenfolge ist, zuerst unsere Ketten zu brechen und uns zu befreien, und uns dann zu seinen Kämpfern zu machen, um den Feind zu bekämpfen und andere zu befreien.

Wir können uns nicht selbst dem Griff des Feindes entziehen, auch können wir nicht in eigener Kraft vor der Welt fliehen, deren Gott er ist. Gott allein kann erretten, und er wird erretten, denn es ist sein Vorsatz zu segnen. Was immer die Erfahrungen Israels sein mögen, der Herr hat gesagt: „Lasst mein Volk ziehen, dass sie mir dienen“ (2. Mo 7,16). Keine Macht in der Hölle oder auf der Erde wird seinen Vorsatz durchkreuzen.

Gerade in dem Augenblick des tiefsten Verzagens des Volkes gab der Herr Mose und Aaron einen Befehl an die Kinder Israel und an den Pharao, den König von Ägypten, (die Realität der Macht des Bedrückers wurde von Gott anerkannt, nicht weniger die Realität der Macht Satans heute); und der Befehl lautete: die Kinder Israel aus dem Land Ägypten herauszuführen. (2. Mo 6,13). Und in welcher Weise sollte die Sklaven herausgeführt werden? Als entflohene Sklaven? Nein, „nach ihren Heeren“ (Vers 26), mit der ganzen Würde des Heeres des Herrn.

Wie führte Gott sein Volk denn heraus? Durch das Blut eines geschlachteten Lammes. Israels Knechtschaft wurde durch Blut beendet: durch den Tod wurden sie vom Tod befreit. Gottes einziger Weg zur Errettung von der Knechtschaft und dem Gericht dieser Welt ist das Blut, das sein Sohn am Kreuz vergossen hat. Das Ende des Menschen in dieser Welt ist der Tod: der Tod Christi ist Gottes Anfang für sein Volk. Israels Beginn der Monate, ihr nationaler Geburtstag, fand im Land Ägypten statt. Gott findet in seiner Gnade den Sünder und gibt ihm die Freiheit wenn er noch in dieser Welt und von dieser Welt und unter ihrem Gericht und unter ihrer Herrschaft ist. Wenn wir noch von der Welt sind und unter ihrem Gerichtsurteil stehen, werden wir aus ihr herausgeführt, werden für Gott erlöst

Gott sagte zu Israel: „Sehe ich das Blut, so werde ich euch vorübergehen.“ Die Sicherheit Israels stützte sich auf das, was Gott sah und sagte. Gott schaute nicht auf die Anzahl der Personen, die in dem Haus sein mochten, sondern er sah auf das Blut draußen. Gott sah nicht auf den Zustand der Personen, die durch das Blut beschirmt waren, sondern auf das Blut, das sie beschirmte. Jede Altersklasse erstgeborener Söhne war durch das Blut des Lammes geschützt, denn sowohl der erwachsene Mann als auch die Babys hatten gleichermaßen das schützende Blut nötig, und alle waren gleich sicher unter seinem Schutz.

Die Familien aßen von dem am Feuer gebratenen Lamm, doch es war nicht das Essen von dem Lamm in ihren Häusern, sondern das Blut außen an ihren Türen, das den Engel an ihnen vorbeigehen ließ. Wir sind nicht aufgrund unserer Gemeinschaft mit Christus erlöst, sondern weil Christus für uns gestorben ist. In der Tat, sie hätten nicht von dem Lamm essen können, wenn sie es nicht für sich selbst geschlachtet hätten; so kann keiner Gemeinschaft bezüglich des leidenden Christus haben, wenn er ihn nicht zuerst wirklich und wahrhaftig als den Heiland in sein Herz aufnimmt: „Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst“ (Joh 6,53). Der ganze Haushalt, ob Kind oder Familienvater, aß von dem Lamm; und jeder, ob jung oder alt, der Christus aufgenommen hat, ist gleichermaßen gesegnet mit den höchsten Segnungen, denn der Herr Jesus sagt: „wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm“ (Joh 6,56).

Sie aßen das Lamm mit ungesäuertem Brot und mit bitteren Kräutern; doch Gott blickte weder auf das ungesäuerte Brot noch auf die bitteren Kräuter, die sie aßen als der Verderber in jener Nacht durch das Land zog; Gott sah das Blut.

Der erlösten Seele geziemt Heiligkeit. „Denn auch unser Passah, Christus ist geschlachtet worden. Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit“ (1. Kor 5,7–8). Und wenn wir uns in unseren Herzen von Christus nähren, der für uns das Feuer des göttlichen Zorns erduldete, der sein kostbares Blut für uns vergoss, und der für uns starb, dann können wir nicht anders als den Sauerteig (das Böse) aus unseren Häusern zu verbannen. Dennoch sind wir nicht durch unsere Heiligkeit erlöst, sondern durch Christi Blut.

Wenn der erlöste Sünder an die Leiden des Erlöses für ihn denkt, dann kommt er nicht umhin, seine bitteren Kräuter zu essen, denn unsere Sünden zerschlugen ihn, unserer Ungerechtigkeiten wurden auf ihn gelegt – ja, er trug unsere Leiden und unsere Schmerzen und die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihn. Ein tiefes, tiefes Empfinden von dem, was unsere Sünden den Herrn gekostet haben, muss unsere Beschäftigung mit seinen Leiden für uns immer begleiten. Dennoch sind nicht die bitteren Kräuter sondern sein Blut unser Lösegeld. Weder unsere Buße, noch unser Kummer, sondern er selbst ist der Preis, der zu unserer Erlösung bezahlt wurde.

Unsere Sicherheit hängt davon ab, was Gott in seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit bezüglich des kostbaren Blutes Christi zu sagen hat. Der Ewige, der Heilige ist angesichts der Sünde verherrlicht durch den Tod Jesu. Das kostbare Blut des Sohnes hat Gott Ehre und Herrlichkeit gebracht. Wie klein sind wir, wie armselig selbst die geringsten unserer Gedanken über die ewige Erlösung, die Christus bewirkt hat. Gott gab Israel ein Zeichen: „das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid.“ Es war ein Zeichen, das sie nicht sehen konnten, denn es war außerhalb ihrer Häuser. Dort war es für Gott zu sehen, nicht für sie. Sie schlossen die Türen und verließen ihre Häuser nicht bis zum Morgen (Vers 22). Die suchende Seele hält nach einem Zeichen Ausschau, und Gott stellt Christus dar „als ein Sühnmittel durch den Glauben an sein Blut“ (Röm 3,24–25). Keiner kann dieses Blut sehen. Es ist ein unsichtbares Zeichen. Der Unglauben sucht nach einem Zeichen in dem Zustand der Seele, ein Erlebnis der Freude in dem Herzen. Christus, unser Passah, wurde vor 2000 Jahren für uns geopfert, und Gott sah damals das Blut, und heute verkündet Gott jedem, der durch Glauben sein Wort aufnimmt: „sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen.“

Der erste Schritt Israels in Freiheit war nach dem Passah. Erst dann öffneten sich die Türen ihrer Häuser. Sie gingen durch ihre blutbestrichenen Türen aus den Ketten in die Freiheit. Über jedem Haupt und an beiden Seiten jeder befreiten Personen war das Blut als das Volk die Sklaverei Ägyptens für immer verließ.

Sie verließen das Land der Knechtschaft; Kanaan lag vor ihnen; die Sklaven Pharaos waren das Heer des Herrn geworden.