Josua 13,14+33.

„Um ihn zu erkennen“ (Phil 3,10).

Die Länder, die die Kinder Israel in Kanaan erbten, wurden von dem Herrn durch Los festgelegt und von dem Hohenpriester und dem Führer des Volkes verteilt, während die Häupter der Stämme die Anweisungen des Herrn an das Volk übermittelten.

Levis besonderes Teil muss zuerst betrachtet werden: „Nur dem Stamme Levi gab er kein Erbteil; die Feueropfer des Herrn, des Gottes Israels, sind sein Erbteil, so wie er zu ihm geredet hat“ (Jos 13,14). Gott, der Herr war ihr Erbteil (Jos 13,33). Levi war in Israel zerstreut, gemäß der Prophezeiung Jakobs; doch Levis Erbteil war das heiligste und kostbarste von allen. Wo immer auch die anderen Stämme wohnten, war auch Levi; wo immer auch die Frommen in Israel den Herrn anbeteten, hatte auch Levi sein Erbteil. Der Herr – nicht ein Ort – war Levis Los: „der Herr, der Gott Israels, ist ihr Erbteil.“ Und so sind die glücklichsten und reichsten Christen die, die ihr Teil in dem Herrn finden. Ob sie unter den zweieinhalb Stämmen jenseits des Jordan wohnten, oder unter den neuneinhalb in Kanaan, nicht die Lage des Landes, wo ihre Städte lagen, sondern der Herr selbst und die Feueropfer des Herrn waren Levis Erbteil. „Die Breite und Länge und Tiefe und Höhe“ (Eph 3,18) werden am besten von den Christen verstanden, die am meisten Christus durch den Glauben in ihren Herzen wohnend haben; die, wie Levi, den Herrn selbst und die Opfer als ihr bewusstes Teil haben. Es ist gut, die Riesen zu besiegen und Städte zu überwinden; aber noch besser ist es, Brandopfer zu opfern und an Friedensopfern teilzunehmen, Gott anzubeten und Gemeinschaft mit Ihm über den Herrn Jesus zu haben.

In gewissem Sinn konnte Levis Erbteil weder von den Bewohnern des Landes noch von fremden Feinden angefochten werden; denn selbst an dem dunkelsten Tag des Abweichens Israels, wenn das Volk Gottes zu Höhlen und Löchern Zuflucht nehmen musste, konnte Levi zum unbewölkten Himmel aufschauen und ausrufen: „Herr, du bist mein Teil und das Los meines Erbteils.“ Doch ein einem anderen Sinn würde Levi auch der erste sein, der in den Tagen des Ungemachs Israels zu leiden hätte, denn die Opfer Israels waren Levis Teil und diese würden aufhören, wenn der Feind Israel gefangen hielte. Und so empfinden auch jene, die Christus am nächsten sind, am ehesten und schärfsten die geistliche Armut von Gläubigen oder ihre Bedrängnis durch den Feind, während sie sich an einem Erbteil erfreuen, dass nicht entfernt werden kann.

Israel mochte in seiner Verantwortung, ihren Besitz in Kanaan zu bewahren, völlig versagt haben, die Heiden und die Götzen möchten über sie die Oberhand gewonnen haben, doch der unwandelbare Gott war Levis Erbteil, und wo immer der Geist der Anbetung Gottes in irgendeinem Israeliten erwachte und Feueropfer dem Herrn geopfert wurden, da hatte Levi sein Erbteil.

Mit den materiellen Segnungen Israels vor Augen – ihrem Land, das von Milch und Honig floss und reich an „Wasserbächen, Quellen und Gewässern, die in der Niederung und im Gebirge entspringen“ – ist es nicht schwierig, die besondere Stellung Levis zu erkennen. Und geistlich verstanden sehen wir in dem Erbteil Levis das vollkommenste Teil des Gläubigen. Denn während wir in Christus mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern gesegnet sind, während uns in ihm ewige Freuden zuteil geworden sind, haben wir doch über alle uns durch oder in Christus verliehenen Segnungen hinaus den Herrn selbst. Ja, die Gläubigen sind in die Segnungen des Christentums eingeführt worden, damit sie sich an Christus erfreuen. Gott hat sein Volk errettet und es aus keinem geringeren Grund zu sich gebracht, als dass sie dem Herrn gleich sein sollten und ihn erkennen sollten, wie auch sie erkannt worden sind (1. Kor 13,12). Gottes Gnade reicht weit über die Befreiung vom Zorn und den Eintritt in das Leben hinaus. Deshalb lasst uns, während wir seine Barmherzigkeit betrachten – die Vergebung der Sünden, Erlösung in Christus, mit ihm gestorben und auferweckt zu sein – weiter fortschreiten, um unser innigstes und höchstes Teil zu erkennen und darin zu bleiben. „Um ihn zu erkennen“ (Phil 3,10) ist das hohe Ziel der Energie des neuen Lebens.

Wenn wir den Herrn durch Glauben in seiner Vorzüglichkeit sehen, stellt die Herrlichkeit seines Lichts alles andere in den Schatten. Saulus von Tarsus sah sein Angesicht heller als die Mittagssonne, und von da an lebte Saulus für den Himmel. Der Herr in den Himmeln belehrte ihn nicht nur bezüglich der Herrlichkeit, sondern offenbarte ihm dort das Wunder seines eigenen Herzens.

Es ist gut, unseren unwandelbaren Gott und unser unveränderliches Teil in ihm zu betrachten, bevor wir uns mit dem Versagen des Volkes Gottes im Allgemeinen beschäftigen, das weder die bereits eroberten Teile festhielt, noch fortschritt, um die noch nicht eingenommenen Teile zu erobern. Möge der Herr selbst die Herzen erfüllen, dann werden wir auch das Land in Besitz nehmen, aber wenn das Land unser Ziel ist und nicht der Herr, dann ist die Seele dürr und ohne Ertrag, und die harte und ertraglose Seele verliert schnell die Besitztümer aus der Hand.