„Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, … und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.“ (Off 3,18).

Jetzt eröffnen sich vor uns im Wesentlichen praktische Überlegungen zur christlichen Kriegführung. Das Verhalten Israels vor Jericho lehrt uns, wie das Verhalten der Kämpfer Jesu Christi in dieser Welt sein sollte, während die Lektionen aus Ai zeigen, wie der christliche Kampf zu häufig ausgeübt wird. Am Ende führte die Gnade Gottes in Ai wie in Jericho den Sieg herbei. Und bei allen Niederlagen gilt auch für uns: „Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten” (Röm 16,20).

Dem Sieg im Volk Gottes geht immer Abhängigkeit von Gott und betender Gehorsam gegenüber seinem Wort voraus; dadurch bereitet Gott die Seinen darauf vor, sein herrliches Werk zu sehen. Aber so sind unsere Herzen, dass wir gerade in dem Sieg, den Gott uns gibt, geneigt sind, uns selbst zu vertrauen und unseren Lendengurt zu lockern. Gewöhnlich ist der Weg zum Sieg sicherer als die günstige Stellung eines errungenen Erfolgs. Ein wachsamer und betender Geist ist nie nötiger als in Segenszeiten. Und die praktische Anwendung der Wahrheit der Beschneidung auf uns selbst ist für die Kämpfer Christi nie notwendiger als wenn Gott den Sieg gibt. Niederlagen entstehen in der Tat oft durch einen Mangel an Vorsicht in der Stunde des Erfolgs.

Jede Stunde der Woche der Kriegsführung rund um Jericho hatte Israel die völlige Unfähigkeit gezeigt, Jericho aus eigener Kraft zu erobern und hatte bewiesen, dass in jeder Hinsicht die Eroberung ein Werk Gottes war. In dem Augenblick des Sieges hatte Gott Israel Warnungen in Bezug darauf gegeben, was jeder Kämpfer meiden sollte: „damit ihr nicht verbannt”. Doch Israel hatte sich im Geist von ihrer Stärke entfernt. Die Sünde im Lager verursachte die Niederlage und der Stolz des Heeres verhinderte, dass die Sünde entdeckt wurde.

Gott lüftet in seiner Beschreibung der Ereignisse vor Ai den Schleier, bevor Israel überhaupt einen einzigen Schritt unternommen hatte, damit der Leser seines Wortes nicht im Unklaren über seine Gedanken über die Sünde im Lager bleibt. Sein Finger zeigte auf das Böse inmitten des Volkes, lange bevor sie es entdeckten (Jos 7,1). Wären sie in Demut gegangen, dann hätten sie Gott vor dem Kampf gesucht und er hätte ihnen gezeigt, dass Böses unter ihnen war. Dann hätten sie sich vor ihm gedemütigt und, auf ihren Angesichtern liegend, sein Wort empfangen, sich zu reinigen. Aber ihr Stolz verhinderte die Abhängigkeit von Gott.

Weder in unseren eigenen Herzen noch in einer Gemeinschaft des Volkes Gottes kann Böses verborgen bleiben, dass er nicht kennen würde. Kein Betrug, keine Lüge ist mit der Gegenwart Gottes oder mit der Leitung des Heiligen Geistes vereinbar. Und wenn wir das Böse unter uns nicht empfinden, dann fehlt es uns an Gemeinschaft mit Gott. In diesem Punkt sollten wir hart und streng mit uns selbst sein, statt uns zu entschuldigen. Gott erweckt Bedenken im Herzen Seiner Heiligen oder macht sie durch den in uns wohnenden Geist sensibel, dass etwas nicht stimmt, wenn sie im Herzen nah bei ihm sind. Ist dieser gottgemäße Zustand nicht vorhanden, gestattet Gott dem Bösen fortzuschreiten, bis sein Volk, das die Früchte davon genießen muss, schließlich so gedemütigt worden ist, dass es gezwungen ist, sich selbst zu demütigen. Erst dann findet sich der wachsame und betende Geist wieder, und Gott kann erneut Siege gewähren.

Gott ändert seine Grundsätze der Regierung nicht aufgrund seiner Wege der Gnade. Israel war angestachelt durch den Stolz des Erfolgs. Deshalb ließ Gott zu, dass sie durch ihre Niederlage herausfinden mussten, dass Er ihnen zürnte, weil Sünde in ihrer Mitte war. Sie hatten eine Übertretung begangen, sie hatten „gesündigt” und „gestohlen”. Achan stand stellvertretend für das Volk, die Sünde des einen war die Sünder aller, der gesamte Leib war durch die Sünde des Einen beeinträchtigt. In der Regel erkennen Christen die Anwesenheit von Sünde, die Gott hasst, tatsächlich erst, wenn er sie gezüchtigt hat, und zu selten entdecken sie sie als geliebte Kinder in seiner Gegenwart, unter dem freundlichen Auge seiner Liebe. Geistliches Unterscheidungsvermögen, das viele für sich beanspruchen, ist eine edle Frucht des Geistes Gottes und keineswegs die gewöhnliche Heckenpflanze für die viele sie halten.

Israel sah verächtlich auf Ai herab. Sein Name – „Trümmerhaufen” – deutet an, dass es keine mächtige und befestigte Stadt wie Jericho war. Wäre es eine Festung gewesen, hätte Israel Gott vor dem Angriff befragt. Doch die Sprache der Spione, nachdem sie hinaufgegangen und das Land ausgekundschaftet hatten (“Es ziehe nicht das ganze Volk hinauf”), verrät ihr Vertrauen auf die eigene Kraft, statt auf Gott. Wenn Gott allein unsere Stärke ist, benötigen wir ihn sowohl für die kleinen als auch für die großen Feinde. Ist es nicht unsere praktische Erfahrung, dass kleine Feinde große Niederlagen verursachen können?

Wehe dem Stolz des Sieges. Könnten sich Christen der Zahl ihrer Bekehrten rühmen, wenn sie wirklich glaubten, dass jeder Einzelne von ihnen durch Gott, den Geist, von neuem geboren wurde? Könnten sich Lehrer des Wortes mit ihrer Kenntnis brüsten, wenn sie anerkennen würden, selbst von Gott belehrt zu sein? Wer hochmütig wandelt, den kann Gott erniedrigen. Sein „großer Name” verlangt Demut im Menschen – ein göttliches Prinzip, das der Mensch nur schwer lernt.

Israel rückte vor, ohne zu wissen, dass ihre Sünde sie von Gott getrennt hatte. Ihre auserwählten 3000 Männer waren sich des Siegs gewiss, aber sie flohen vor den Männern von Ai, die ihnen vor dem Tor nachjagten und sie schlugen. Ihr Mut, der sich auf ihr Selbstvertrauen gründete, brach völlig zusammen. „Da zerschmolz das Herz des Volkes und wurde wie Wasser.”

Die Selbstbewussten verzweifeln in den Niederlagen, während sich diejenigen, die ihr Vertrauen auf göttliche Hilfsquellen setzen, am Tag der Not in Gott stärken. Not und Leid bringen im natürlichen Bereich wahre moralische Größe im Menschen zutage; so zeigt sich wahre geistliche Größe dann, wenn alles widrig erscheint. David stärkte sich in der dunkelsten Stunde in dem Herrn, seinem Gott. Josua gab, wie die meisten Menschen, beinahe Gott die Schuld für die Niederlage. Die Wirkung, nicht die Ursache, scheint seine Seele erfüllt zu haben, die Niederlage nicht der Grund davon. „Ach“, rief er in seiner Bitterkeit – „Ach, Herr, Gott, warum hast du denn dieses Volk über den Jordan ziehen lassen, um uns in die Hand der Amoriter zu geben, uns zu Grunde zu richten?”

Ein aufrichtig zu Gott betender Mensch spricht das aus, was in seinem Herzen ist! Diese Klage zeigt, wie weit Israel vom Geist des Selbstgerichts entfernt war, denn ihre Führer glaubten, der Samen ihrer Not nicht im Lager gesät worden war, sondern im Himmel. Doch diese Not überrascht uns nicht, denn gewöhnlich ist der letzte Ort, wo wir die Ursache für unsere Niederlage suchen, der Zustand unserer eigenen Seele. Vielleicht sagen wir, dass dieses Leid so sein sollte, aber selten erkennen wir, warum es so sein sollte.

Wenden wir uns nun in unserer Betrachtung dem heilsameren Geschehen im Volk zu, das in Person ihrer Ältesten vor dem Herrn lag. Die betende Haltung dieser Führer ist vielversprechend. Ihre Niederlage hatte sie zu Gott gebracht. Gebe Gott, dass, geistlich gesprochen, in unseren stolzen Tagen eine solche Haltung diejenigen kennzeichnet, die Niederlagen vor einem „Trümmerhaufen” [das denn bedeutet Ai], denn so könnte man die Welt bezeichnen, wenn man sie mit Gottes Augen sieht. Gott offenbarte den Ältesten das Geheimnis ihrer Niederlage als sie in seiner Gegenwart vor der Bundeslade auf ihren Angesichtern lagen, und er tat dies, obwohl es ihnen an Selbstgericht mangelte, wie die Klage Josuas anzudeuten scheint. Zweifellos lag in dem Fehlen dieser seltenen Eigenschaft die Ursache ihrer Niederlage, die sie erst jetzt entdeckten. Denn vom Morgen bis zum Abend kannte das Volk Israel die Ursache nicht. Stolz steht der wahren Einsicht im Wege. Die Niederlage mag uns zu Gott bringen, aber nichtsdestotrotz werden unsere Herzen in Bezug auf die Ursache, die Gott daran hindern, uns Gelingen zu geben, solange im Dunkeln tappen, bis wir uns aufrichtig selbst richten.

Als Josua den Tiefpunkt seiner Klage erreicht hatte, und Israel schon völlig ausgerottet sah, berührt er den Namen des Herrn: „Was wirst du für deinen großen Namen tun?” Diese am Ende des Tages gestellte Frage rief die Antwort Gottes bezüglich der Ursache für die Not Israels hervor. Gott handelte in ihrer Mitte zur Verherrlichung seines großen Namens. Wegen seines großen Namens waren sie besiegt und geschlagen worden. Welch eine herzerforschende Erkenntnis! Allem Anschein nach verneinte die Niederlage des Volkes Gottes die Größe des Namens ihres Gottes, doch Gott stellt seine Herrlichkeit über den Schein, sein Name ist größer als die Erfolge seines Volkes; sein Wesen liegt in seinem Namen; und sein Heer, sein Israel hatte gesündigt. Für das natürliche Auge mag der Anblick des von der Hand ihres Gottes geschlagenen Volkes in der Tat die Frage aufkommen lassen: „Ist Gott unter ihnen?” Dem geistlichen Verständnis ist klar, dass die Ehre des großen Namens des Herrn in Seinem Volk Reinheit und Demut verlangt, koste es, was es wolle.

In der Antwort Gottes an seinen Knecht: „Stehe auf! warum liegst du denn [so] auf deinem Angesicht?” liegt eine erneute Lektion. Wie hatte Josua denn auf seinem Angesicht gelegen? „So” – verzweifelnd und Gott die Schuld für die Niederlage Israels gebend. In Zeiten der Beschämung und der Unehre ist die einzig richtige Haltung, die ein Gläubiger einnehmen kann, vor Gott auf seinem Angesicht zu liegen; einen anderen zu beschuldigen, heißt lediglich zu der Sünde, die die Niederlage hervorrief auch noch die Sünde des Stolzes hinzuzufügen. „Demütiget euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen” (Jak 4,10). Wahre Demütigung vor Gott ist unsere einzige „Tür der Hoffnung” (Hos 2,15) zum Segen in Tagen der Not; aber „so” zu liegen – und nicht sich selbst zu richten, sondern Gott zu beschuldigen, ist keine Demut.

Wer sich nur über die Niederlage ärgert, wird die Ursache der Niederlage nicht erkennen. Wahre Demut ist seltener als Diamanten. Es gab noch die Frage der Sünde Israels im Lager, ihrer unbereuten und daher unvergebenen Sünde. Gott verlangte, dass diese Frage zunächst geklärt wurde. Wenn das geschehen wäre, würde er sein Volk zu seiner Verherrlichung benutzen. Steh auf, dann was kann ein Gebet, das die Sünde nicht bekennt, nützen? Die Sünde muss hinausgetan werden. Gott verlangte ein entsprechendes Handeln.

 “Israel hat gesündigt.” Das Heer des Heiligen, ausgesandt um die Bosheit der Kanaaniter zu vernichten, hat sich genau den Ungerechtigkeiten geöffnet, die es auszufegen gesandt war. Der heilige Gott hatte zur Ehre seines großen Namens zugelassen, dass das Schwert der Amoriter die Zuchtrute für sein Volk werden sollte. So erlaubt Gott auch Satan, sein Heiligen zu sichten. Er gestattet „dem Amoriter”, gegen den wir streiten, uns zu schlagen, wenn wir leichtfertig mit der Sünde umgehen. Wenn Böses im Lager und Stolz im Herzen geduldet wird, sollte es nicht überraschen, dass beim Kampf gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern Satan selbst, der Widersacher, zum Schwert Gottes gegen sein eigenes Volk wird.

Gott nennt den Grund der Niederlage Israels: „Israel hat gesündigt, und auch haben sie meinen Bund übertreten, den ich ihnen geboten habe; und auch haben sie von dem Verbannten genommen, und auch gestohlen, und es auch verheimlicht, und es auch unter ihre Geräte gelegt! Und die Kinder Israel werden vor ihren Feinden nicht zu bestehen vermögen; sie werden vor ihren Feinden den Rücken kehren, denn sie sind zum Bann geworden.” Schreckliche, ernste Worte: Israel „zum Bann geworden”, Gottes eigenes Volk unter seinem Bann! Das ist die Wirkung der Sünde, das ihre unausweichlichen Folgen. Schrecklich ist die Sündhaftigkeit der Sünde vor unserem heiligen Gott, der ein verzehrendes Feuer ist.

Die gemeinsame Verantwortung des Volkes ist hier unverkennbar. Gott schreibt diesen großen Grundsatz bereits auf seine ersten Handlungen mit Israel und Gott ändert sich nicht. Die gemeinsame Verantwortung der Christen kann nicht ignoriert werden, ohne Gott selbst herauszufordern. Christen können sich nicht als isolierte Einheiten in dem Heer Gottes betrachten. Die Taten des Einen haben Einfluss ab die Anderen. „Ein Sünder vernichtet viel Gutes” (Pred 9,18). Die Sünde eines Einzelnen schadet dem Ganzen und wegen des Bösen bei Einem werden alle geschlagen und werden schwach wie Wasser.

Die Verheißung, in den Kämpfen in Kanaan Gelingen zu haben, hing vom Gehorsam Israels ab. Nun hatten sie in Achan nicht nur gesündigt, sondern ein klares Gebot übertreten. Das Verbannte oder Geweihte war genommen worden, entgegen dem Befehl Gottes, den er Israel vor der Zerstörung Israels gegeben hatte: „Und die Stadt, sie und alles was darin ist, soll dem Herrn ein Bann sein; … Ihr aber, hütet euch nur vor dem Verbannten, damit ihr nicht verbannt und doch von dem Verbannten nehmt und das Lager Israels zum Bann macht und es in Trübsal bringt. Und alles Silber und Gold, samt den ehernen und eisernen Geräten, soll dem Herrn heilig sein: in den Schatz des Herrn soll es kommen” (Jos 6,17–19). Keinen Stofffetzen, kein Sekel aus Jericho gestattete Gott Israel für ihre persönliche Herrlichkeit und Wohlfahrt. Nichts sollten sie, die berufen waren, den Bann Gottes über Kanaan auszuführen, sich aneignen. Nun hatte Achan sowohl von der Kleidung als auch von dem Gold genommen, sowohl von dem Verbannten, als auch von dem für den Schatz Gottes Geweihten. Achan war ein Fürst in Israel und oft nehmen Sünde und Leid nicht durch das Fußvolk des Heeres Gottes Einzug, sondern durch dessen Führer. Achan begehrte den Mantel von Sinear, das Silber und die goldene Stange und versteckte sie in seinem Zelt; und dadurch waren Dinge in die Mitte Israels gekommen, von denen Gott gesagt hatte, dass sie nicht angerührt werden sollten.

Der kunstvolle Mantel sollte der Selbstverherrlichung dienen, das Silber und Gold dem eigenen Fortkommen, und alles wurde heimlich ins Lager gebracht, das Begehren, das Nehmen und das Verheimlichen war mit der Sünde vermischt.

Der Mantel war aus Sinear. Der Platz, den Babylon in den Wegen des Menschen vor Gott und in den großen Gerichten Gottes über den Menschen einnimmt, sollte nicht übersehen werden. Babel war der erste organisierte Versuch des Menschen, sich einen Namen zu machen, das Zentrum menschlicher Vereinigung im Widerspruch zu der göttlichen Autorität. Babel, in den Ebenen Sinears gelegen, war entschiedener Abfall des Menschen von Gott. Dort kam Gott herab, zerstreute die menschliche Rasse und verwandelte ihren Turm der Selbstverherrlichung in Verwirrung. Und er wird das in späteren Tagen erneut tun, wenn das geistliche Babylon erneut an die Macht kommt.

In der Ebene Sinears gab es bereits Fabriken, als Gott Jericho zerstörte, und es war klug von Satan, durch die Begehrlichkeit Achans den Mantel Babylons in das Lager in Gilgal zu bringen. In dem Moment, wo Israel von Gott benutzt wurde, die Festung zu zerstören, welche der Schlüssel zum Land Kanaan war, wurde das fürstliche Gewand mit seiner attraktiven Form in ihrer Mitte versteckt. Gerade in dem Augenblick, in dem Gott seinen mächtigen Arm entblößte, und als Sein Schatz hätte geehrt werden sollen, wurde er von seinem eigenen Volk bestohlen. Dadurch wurde das Lager in Gilgal, Israels Ort der Absonderung, mit dem Verbannten verunreinigt, und Israel selbst wurde dadaurch zum Bann.

Die außerordentliche Feierlichkeit der göttlichen Heiligkeit beherrscht diese Szene und wir müssen fragen: Was entspricht in unseren Tagen dem Verbannten, wodurch das Lager Israels zum Bann wurde? Der Mantel sollte offensichtlich der Selbstverherrlichung dienen. Da er aus Sinear (Babel) kam, ist er ein Symbol des frühen Abfalls, als der Mensch sich selbst erhöhte gegen Gott. Israel war in Kanaan, war beschnitten, war abgesondert für den Herrn, ihre Stärke. Unsere Beschneidung, das Ausziehen des Leibes des Fleisches durch die Beschneidung Christi und unsere Absonderung für Gott sind in Christus, dem aus den Toten Auferstandenen. Wenn nun ein Gläubiger, der für den Herrn kämpft, seine eigene Verherrlichung sucht, vielleicht sogar weil der Herr ihn gebraucht, erhöht er sich selbst. Er begehrt danach sich mit genau den Dingen des Fleisches zu schmücken, von denen er weiß, dass Gott das Gerichtsurteil darüber gesprochen hat, und ist daher gewissermaßen wie Achan. Und wenn er das Silber und das Gold, das in den Schatz des Herrn gehört, zu seinem eigenen Vorteil verwenden will, ist er auch wie Achan, und wird sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohren. Unsere Sünde wird uns früher oder später finden.

Das Verlangen nach dem schönen babylonischen Mantel, nach Selbstverherrlichung, wodurch Gott seiner Herrlichkeit beraubt wird, ist leider sehr weit verbreitet! Zu viele Soldaten des Herrn haben dies in ihren Zelten vergraben. „Wie groß ich bin!” ist der geheime Name dieses Mantels. Im Zelt, im inneren Leben, im engsten Kreis kommen unsere wahren Wünsche ans Licht. Und Gott sieht uns so wie wir wirklich sind. Achan hat den Mantel zur Bewunderung durch Israel bestimmt nie getragen. Doch ob seine engsten Freunde die Schönheit des Mantels schon gerühmt haben, oder ob er ihn sich noch nie umgeworfen hat, ist für Gott einerlei, vor dessen Augen die Sünde offenbar war.

Je größer das Bekenntnis von Heiligkeit und Absonderung für Gott ist, das ein Christ abgibt, umso dringender fordert Gott von ihm praktische Ähnlichkeit zu Jesus, unserem Herrn. Wenn wir unsere Segnungen in den himmlischen Örtern in Christus kennen, dass wir jenseits des Jordans des Todes und Gerichts stehen, und wenn wir bekennen, mit Christus der Welt gestorben zu sein, und mit ihm auferweckt zu sein, Gott lebend in Christus, wird unser Erntetag umso schrecklicher sein, sollten wir genau das Gegenteil von dem tun, was wir lehren: ein solches Verhalten steht in absolutem Widerspruch zu dem christlichen Bekenntnis, und die solches tun, sind wie Achan.

Die Verbindung zwischen den großen Merkmalen des Missfallens Gottes mit seinem jüdischen und seinem christlichen Volk zu Beginn ihrer jeweiligen Laufbahn auf der Erde ist bemerkenswert. Wie in den frühen Tagen der Geschichte Israels in Kanaan, so auch in den frühen Tagen der Christenheit finden wir, dass Gott das Böse unter seinem Volk schnell richtet und dass er die verborgenen Sünden derer ans Licht bringt, die dem Bekenntnis nach zu ihm gehörten. Sowohl Achan als auch Ananias und Sapphira heuchelten. Doch Gott kann nicht getäuscht werden. Es obliegt uns, unsere eigenen Aktivitäten zu überprüfen und danach zu streben, uns so zu sehen, wie Gott uns sieht. Mit den moralischen Grundsätzen Gottes kann das Volk Gottes nicht ungestraft spielen. Im Licht seines Angesichts sind unsere Sünden alle bloß und aufgedeckt. „Alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben” (Heb 4,13). Heuchelei wird früher oder später von den Dächern gepfiffen. Mögen die Diener und Kämpfer Christi ihre eigenen verborgenen Dinge überprüfen, damit sie nicht in Selbstsucht sowohl sich selbst als auch das ganze Lager verunreinigen und in Kummer bringen.

Wir sollten bei all den ernsten Lektionen in dieser Begebenheit die Worte des Herrn an das besiegte Israel nicht übersehen: „Heiligt euch.“ Er sagte nicht: „Schaut auf eure Waffen“, sondern: „Schaut auf den Zustand eurer Herzen.“ Heiligkeit ist die Voraussetzung für Sieg. „Ein Bann ist in deiner Mitte, Israel; du wirst vor deinen Feinden nicht zu bestehen vermögen, bis ihr den Bann aus eurer Mitte hinwegtut.“ Ihre Hände sollten die Sünde aus ihrer Mitte hinauswerfen; sie mussten es selbst von sich wegtun, bevor sie das Schwert wieder führen konnten. Mag ganz Kanaan mit seinen feindlichen Heeren wissen, wie das Heer Gottes unter dem Bann liegt, und nie mehr triumphieren kann bis die Herrlichkeit des großen Namens Gottes im Lager wiederhergestellt ist; aber das Hinauswerfen des Bösen aus ihrer Mitte war der einzige Weg, wodurch Gott wieder unter ihnen sein könnte. Die meisten Christen im mittleren Alter haben lang genug gelebt, um Menschen zu sehen, die einst tapfer und nützlich für Gott waren und jetzt unter der strengen Hand seiner Regierung liegen, verwelkt und praktisch wertlos, als Knechte unbrauchbar und unberücksichtigt, weil sie sein Wort nicht beachtet haben. „Heiligt euch.“

In seinem Eifer machte sich Josua frühmorgens auf und brachte Israel nach seinen Stämmen vor den Herrn. Dann siebte er vom Stamm zur Familie, von der Familie zum Mann, bis der Übertreter zu seiner Zeit offenbar wurde. Wo Menschen aufrichtig wünschen, sich selbst von Ungerechtigkeit zu reinigen, wird Gott sie befähigen, zu sieben bis die Wurzel der Sünde offengelegt ist, und was er beginnt, das führt er auch zu Ende. Und noch mehr, die Kraft der Gegenwart Gottes zwingt den Menschen zum Bekenntnis der Sünde. Wenn die Wurzel der Bitterkeit nicht offenbar wird, dann liegt es daran, dass Gott seine Hand darauf hält wegen des fleischlichen Zustands seines Volkes. Wo Sünde nicht bekannt wird, da ist Gott in unseren Gedanken weit entfernt. Es ist total unmöglich, vor Gott zu stehen und nicht absolut ehrlich zu sein bis in tiefsten Tiefen unserer Seele.

Am Richterstuhl wird Gott das Verborgene ans Licht bringen; alles, was jetzt zugedeckt wird, wird dann aufgedeckt; und auch heute würden jene verborgenen Sünden unter Gottes Volk, die die Offenbarung seiner Gegenwart ausschließen, offen aufgedeckt, bekannt und hinausgetan, wenn seine Heiligen aufrichtig vor seinem Angesicht wären.

Achan bekannte seine Sünde und erklärte öffentlich, was in seinem Herzen war. Die Boten liefen los, gruben das Verbannte aus und breiteten es in dem hellen Tageslicht vor dem Herrn aus. Nichts von der Schande der Sünde blieb verborgen. Keine Vertuschung von Ungerechtigkeit um des lieben Friedens willen. Nicht Diplomatie, sondern die Wahrheit trug den Sieg davon, denn an jenem ernsten Tag lautete die herzerforschende Frage: „Der Herr oder der Mensch?”

So wie ganz Israel Anteil an der Verunehrung des Herrn durch ihren Fürsten hatte, so legte auch ganz Israel Hand an in der Reinigung des Lagers. „Und ganz Israel steinigte ihn, und sie verbrannten sie mit Feuer.” Und darüber hinaus war Israel nicht in der Stimmung, die Erinnerung an ihre Trübsal auszulöschen. „Und sie errichteten einen großen Steinhaufen über ihm, der bis auf diesen Tag da ist. Und der Herr wandte sich von der Glut seines Zornes. Darum gab man jenem Orte den Namen Tal Achor (d.h. „Trübsal”) bis auf diesen Tag.

Das Tal Achor ist immer noch die Tür der Hoffnung für das Volk Gottes (Hos 2,15). Durch dieses Tal, wo das Denkmal der hinausgeworfenen Ungerechtigkeit und die Erinnerung an unsere Schmach steht, führt bis heute der Pfad des Segens. Trauer über unseren Stolz und das Hinaustun unserer Sünden führen immer zu neuen Siegen. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit (1. Joh 1,9).