„Dass aber die Toten auferstehen, hat auch Mose angedeutet 'in dem Dornbusch', wenn er den Herrn 'den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs' nennt.“ (Lukas 20,37; vgl. auch Mt 22,31–32; Mk 12,26–27).
Kurz vor seinem Tod am Kreuz hatte der Herr Jesus einen Zusammenstoß mit den Führern des Volkes: Herodianer, Sadduzäer und Pharisäer. Alle drei Gruppen wurden von ihm zum Schweigen gebracht; die „drei Hirten“ wurden in einem Monat vertilgt, wie schon der Prophet geweissagt hatte (Sacharja 11,8).
Die Sadduzäer, die die Auferstehung und die Existenz von Engeln oder Geistern leugneten (Apg 23,8), wurden mit einem Hinweis auf 2. Mose 3,6 zum Schweigen gebracht; dort sagte Gott zu Mose: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“
Aber inwiefern war das eine Widerlegung der Sadduzäer? Viele antworten darauf: Gott sagt nicht „ich WAR“, sondern „ich BIN der Gott Abrahams ...“ Damit beweist er, dass Abraham, Isaak und Jakob zur Zeit von Mose (2. Mose 3) noch existierten, obwohl sie schon Jahre vorher gestorben und begraben worden waren.
Aber diese Auslegung ist unvollständig. Im hebräischen Text von 2. Mose 3,6 steht das Wort „bin“ nämlich gar nicht. Der Unterschied zwischen „bin“ und „war“ kann hier kaum das Argument des Herrn sein. Gott war tatsächlich noch nach Abrahams Tod der Gott Abrahams. Abrahams Seele und Geist sind unsterblich und existierten nach dem Tod weiter. (Dasselbe gilt natürlich bei Isaak und Jakob.) Der Herr sagt sogar „denn für ihn leben alle“, womit Er auch andeutet, dass kein Gestorbener aufhört zu existieren. Aber dass Abrahams Seele nach seinem Tod weiter existierte, ist noch kein Beweis für die Auferstehung. Abraham hätte auch als Seele/Geist bei Gott weiter existieren können (und Gott hätte sich ihr Gott nennen können), ohne dass er jemals auferstanden wäre. In der Heiligen Schrift bezieht sich das Wort AUFERSTEHEN (wenn es nicht bildlich verwendet wird) immer auf den LEIB, den Körper des Menschen. Die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob sind noch gar nicht auferstanden; das wird erst passieren, wenn die Posaune Gottes ertönen wird und die Toten auferweckt werden und wir, die noch lebenden Gläubigen, mit den im Alten Bund gestorbenen Heiligen entrückt werden in Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft (1. Thes 4).
Inwiefern bewies der Herr bei Seinem Zitat aus 2. Mose 3 nun diese (auch heute noch zukünftige) LEIBLICHE Auferstehung der Erzväter? Das Zitat aus 2. Mose 3 war ein Verheißungswort, das Gott mehrfach den Erzvätern geschworen hatte. Er hatte verheißen, ihnen das Land Kanaan als Besitz zu geben. Gott gab das Land Israel weder Abraham noch Isaak noch Jakob als ihren wirklichen Besitz, als sie in ihren natürlichen Leibern lebten, und doch hatte Er ihnen persönlich das Land verheißen und nicht nur ihren Kindern. Folglich müssen sie auferstehen, damit sie das verheißene Land empfangen können. Gott gab ihnen das Land als Verheißung. Sie besaßen es aber nie. Also müssen sie es an einem späteren Tag besitzen. Da sie es aber im Todeszustand nicht besitzen können, müssen sie wieder zum Leben erwachen, um wirklich das verheißene Land zu erhalten.“ (W. Kelly zu Markus 12)
Die Worte Gottes in 2. Mose 3,6 fordern also eine LEIBLICHE Auferstehung der Erzväter und sind insofern eine Widerlegung der Sadduzäer.