Bei der Beschäftigung mit der Waffenrüstung Gottes in Epheser 6,10–20 taucht immer wieder die Frage auf, ob der „christliche Kämpfer“ einen Angriffs- oder Verteidigungskampf gegen die geistlichen Mächte der Bosheit zu führen hat. Vielfach wird stark betont, dass es sich nur um einen Verteidigungskampf handelt. Die Begründung: Wir werden im Epheserbrief als solche gesehen, die mit jeder geistlichen Segnung gesegnet sind (Epheser 1,3); folglich gäbe es nichts mehr zu erobern; wir haben alles, und müssen dies nur noch verteidigen.
Sicher haben wir in Christus alle Segnungen. Das ist unsere Stellung, unsere Position. So gesehen müssen wir aber weder erobern noch verteidigen. Denn die Segnungen in Christus können wir nicht verlieren. Der Teufel kann uns zum Beispiel die Gotteskindschaft durchaus nicht mehr streitig machen. Es geht bei dem Kampf in Epheser 6 nicht um unsere Stellung in Christus, sondern um die praktische Verwirklichung unserer Stellung. Und da haben wir einen Eroberungs- und einen Verteidigungskampf zu führen.
Wir erobern einerseits unsere Segnungen – und zwar in dem Sinn, dass wir sie uns praktisch aneignen und danach leben wollen. Wir untersuchen die Schrift, um das kennenzulernen, was Gott uns in Christus geschenkt hat. Bei diesem Eroberungskampf tritt uns aber der Teufel entgegen, damit wir keine Fortschritte im Glaubensleben machen. Im Bild sehen wir das im Buch Josua (das Alte Testament zeigt uns ja bildlich besonders das praktische Leben eines Christen). Der Israelit musste seinen Fuß auf das Land Kanaan setzen, das Gott ihnen gegeben hatte (Josua 1,3). Das Land gehörte ihnen; doch sie mussten es auch konkret in Besitz nehmen. Das bedeutete Kampf, denn die Kanaaniter wollten im Land bleiben. Und wenn wir die himmlischen Segnungen genießen und leben wollen, werden wir auch auf diabolischen Widerstand stoßen.
Anderseits führen wir auch einen Verteidigungskampf. Wenn wir uns im Land befinden und unseren Fuß auf die Segnungen gesetzt haben, bleibt der Feind nicht untätig. Er will uns die Wahrheit, die wir erkennen durften, wieder rauben; sodass wir sie nicht mehr verstehen oder nicht mehr danach leben. Hier geht es nun um Verteidigung. Diese Verteidigung wird zum Beispiel schön durch Schamma illustriert. Dieser Held Davids verteidigte im Land ein Feld Linsen gegen die Feinde (2. Samuel 23,11–2).
Eins möchte ich jedoch noch sagen: Wir müssen den Teufel durchaus nicht herausfordern und attackieren. Das ist nicht unsere Aufgabe. Er hält auch nicht irgendwelche Segnungen fest, die wir ihm abringen müssen. Insofern kann ich die Aussage sehr gut verstehen, dass wir keinen Angriffskrieg gegen den Teufel und seine Mächte zu führen haben. Aber es scheint zu weit zu gehen, den Gedanken an Eroberung beiseite zu lassen, da uns doch gerade das im Buch Josua so treffend vorgestellt wird.
Eine Frage abschließend noch: Kennen wir diesen Kampf überhaupt?