Der Ratschluss Gottes ist sein souveräner Wille, dem sich niemand widersetzen kann. Stellen wie Apostelgeschichte 2,23; Epheser 1,11 unterstreichen diesen Gedanken. In Hebräer 6,17 wird von der Unwandelbarkeit seines Ratschlusses gesprochen.

Doch es gibt eine Ausnahme, die gern übersehen wird. In Lukas 7,30 steht: „Die Pharisäer aber und die Gesetzgelehrten machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos, weil sie sich nicht von ihm taufen ließen.“ (Das Wort für „Ratschluss“ ist dasselbe Wort wie z.B. in Epheser 1,11).

Wenn Menschen den Ratschluss Gottes wirkungslos machen können, dann kann es nicht um eine souveräne Entscheidung Gottes gehen. „Ratschluss“ ist hier im Sinn von „Plan“ oder „Vorhaben“ zu verstehen. Die Hauptbedeutung des Wortes im griechischen Grundtext ist zwar  „Ratschluss“, aber auch die angegebenen anderen Bedeutungen stecken in diesem Wort.

In diversen Bibelübersetzungen wird in Lukas 7,30 darum auch das Wort „Ratschluss“ vermieden. In dem wortgetreuen „Münchener Testament“ wird an dieser Stelle von dem „Willen Gottes“ gesprochen. 

Es sei noch erwähnt, dass das griechische Wort, das oft mit „Ratschluss“ wiedergegeben wird, auch für die Überlegungen und den Rat von Menschen gebraucht wird (Apg 23,51; 27,42 und andere Stellen).

Halten wir fest: Mit dem Ratschluss Gottes ist nicht an jeder Stelle sein souveräner Wille gemeint!

Abschließend möchte ich noch auf 1. Timotheus 2,4 hinweisen: Dort steht, dass Gott will, dass alle Menschen errettet werden. Das Wort für „Wille“ kann auch mit „Wunsch“ oder „Absicht“ wiedergegeben werden. Es ist im Grundtext ein „schwächeres“ Wort als das vorher genannte. Ja, es ist die Absicht Gottes, dass alle Menschen gerettet werden. Doch die Absicht wird sich nicht erfüllen – weil der Mensch nicht will. Aber das bedeutet jetzt auch wieder nicht, dass an jeder Stelle „Wille“ mit „Absicht“ wiedergeben werden könnte.  Denn dasselbe Wort (im Grundtext) wird zum Beispiel auch in Römer 9,18 verwendet. Dort geht es um den souveränen Willen Gottes: Er begnadigt, wen er will und er verhärtet, wen er will.

Um ein Wort richtig einzuordnen, ist es eben unerlässlich, auf den Kontekt zu achten und auch auf die Lehre der Schrift im Allgemeinen.

[Es wurde für diesen Artikel das „Wörterbuch zum Neuen Testament“ von Christian Briem benutzt]